Die ersten Israelis. Die Anfänge des jüdischen Staates. Aus dem Englischen von Helmut Dierlamm und Hans Freundl
22 Jahre nach der Erstauflage ist Segevs Werk zur Gründungsgeschichte Israels in deutscher Sprache erschienen. Es handelt sich dabei um die Übersetzung einer aktualisierten englischen Fassung von 1998. Durch die 60-Jahres-Feiern des Landes erhält dieser Klassiker neue Aktualität. Der Journalist und Historiker Segev formuliert detailreich, selbstkritisch und zum Teil amüsant. Der Leser gewinnt tiefe Einsichten sowohl in das Handeln und die Ansichten David Ben Gurions und anderer Politiker als auch in die gesellschaftlichen Stimmungslagen der ersten Jahre nach der Gründung des Staates. Schon früh werden zentrale innerisraelische Konfliktlinien sichtbar: Zwischen Veteranen und neuen Einwanderern, zwischen Orthodoxen und Säkularen, wie Segev entsprechend die Abschnitte zwei und drei nennt. Besonders faszinierend ist die Darstellung einer multikulturellen Gesellschaft, die versucht, eine gemeinsame nationale Identität zu bilden. „Der Alltag der ersten Israelis war [..] weniger stark von Pioniergeist und Heldentum geprägt, als sie sich erträumt hatten. Auch die Gesellschaft, die sie gestalteten, war weniger aufgeklärt, idealistisch, altruistisch und ashkenasisch als erhofft“ (370). Dennoch vermochte der gemeinsame Traum die innerisraelischen Konflikte zu dämpfen. Das Buch ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für den Versuch, sich eine genaue Kenntnis von den Gemengelagen in Israel und Palästina zu erarbeiten.