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Isidor Wallimann (Hrsg.)

Sozialpolitik nach Verursacherprinzip. Beispiele der Anwendung aus Arbeit, Gesundheit, Sucht, Schule und Wohnen

Bern/Stuttgart/Wien: Haupt Verlag 2008; 220 S.; kart., 32,- €; ISBN 978-3-258-07326-2
Einen Weg, Mittel zur sozialen Sicherung stärker vor Missbrauch zu schützen, sehen die Autoren in der Anwendung des – aus der Umweltpolitik bekannten –Verursacherprinzips. Mit Maßnahmen zur Wiedergutmachung oder Schadensvermeidung werden Akteure verpflichtet, für ihr Handeln Verantwortung zu tragen. Aufbauend auf der zuvor von Wallimann und Piñeiro entwickelten theoretischen Konzeption verursachungslogischen Denkens („Sozialpolitik anders denken“, siehe ZPol-Nr. 23203) wird in diesem Band für verschiedene Anwendungsbereiche geprüft, wie dieses Prinzip in der Sozialpolitik realisiert werden könnte. Die Beiträge sind nach einem einheitlichen Raster strukturiert, drei Kernfragen stehen im Zentrum: Wie sind die Folge- und Sozialkosten des jeweiligen Problems zu definieren? Wie und durch wen werden sie verursacht? Inwieweit lassen sich Verantwortlichkeiten abgrenzen und einzelnen Akteuren zuweisen? Bei der Beantwortung der Frage, wer für Schwarz- und Kinderarbeit, für Burnout-Syndrom, Schulversagen, Obdachlosigkeit oder Suchtkrankheiten verantwortlich ist, wird der Blick häufig lediglich auf die jeweils betroffenen Einzelpersonen (meist Bezieher sozialer Leistungen) gerichtet. Werden die verschiedenen sozialen Problemlagen aus einer verursachungslogischen Perspektive betrachtet, so können weitere Verantwortungsgruppen (Produzenten, Konsumenten, politische Exekutive, aber auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen und kulturelle Werte und Normen) ausgemacht werden. Der besondere Nutzen der hier angewendeten Logik besteht darin, den Blick auf komplexe Verursachungskausalitäten zu richten; eine genaue Zuordnung von Verantwortlichkeiten und damit auch eine eindeutige Bemessung etwaiger Ausgleichszahlungen hingegen ist nur vereinzelt möglich. In seiner theoretischen Reflexion der Ergebnisse weist Esteban Piñeiro dem Verursacherprinzip „eine wegweisende Position als Modus der gesellschaftlichen Regulierung“ zu, da es sich sowohl im „Rahmen einer neoliberalen Rationalität“ als auch im Rahmen einer „präventiven Sozialpolitik wohlfahrtstaatlicher Prägung“ (215) konkretisieren lasse.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.262 | 2.263 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Isidor Wallimann (Hrsg.): Sozialpolitik nach Verursacherprinzip. Bern/Stuttgart/Wien: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29095-sozialpolitik-nach-verursacherprinzip_34372, veröffentlicht am 07.10.2008. Buch-Nr.: 34372 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken