Bude, Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel, hat sich vielfach mit dem Phänomen der sozialen Exklusion befasst. Mit dieser Studie will er ausdrücklich den Kreis der scientific community verlassen und – adressiert an ein allgemeines Publikum – die Frage des sozialen Ausschlusses zum Thema einer öffentlichen Soziologie jenseits akademisch oder kommerziell fixierter Sichtweisen machen. In dieser Absicht bietet er mit seinem Buch zweierlei: Es reflektiert die Weise, in der heute soziale Ungleichheit wahrgenommen wird und stellt zugleich den Versuch dar, die Eigenständigkeit sozialer Exklusion, die sich weder auf gesellschaftliche Benachteiligung noch auf relative Armut reduzieren lässt, möglichst direkt an konkreten Erscheinungsformen sichtbar zu machen. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches und zugleich plausibles Bild jener neuen Dimension sozialer Ungleichheit, in der sich primär die Erfahrung artikuliert, in dieser Gesellschaft ohne Stimme und ohne angemessenen Platz zu sein. Die dafür verantwortlichen Prozesse sind vielfältig – sie beruhen auf der anhaltenden Hyperindustrialisierung der Ökonomie ebenso wie auf der Selektivität des Bildungssystems und der Umstellung vom „versorgenden“ auf den „aktivierenden“ Sozialstaat. Darüber hinaus hat Exklusion stets ein spezifisches sozialräumliches Profil – in innerstädtischen Quartieren erleben sich andere Gruppen als überflüssig als in von Abwanderung geprägten ländlichen Regionen Ostdeutschlands. Nimmt man diese Phänomene ernst – so Bude – dann kann man die aktuelle Exklusionsdebatte auch als Abschied vom Modernitätsoptimismus lesen, der die Soziologie über Jahrzehnte hinweg an der Vorstellung festhalten ließ, die soziale Frage könnte schrittweise durch eine erweiterte Integration der Gesellschaft bewältigt werden.