Soziolog. Diss. Bielefeld. – Die Autorin fragt, wie es möglich ist, Feminismus zu denken, ohne einer stereotypen Kategorie von „der Frau“ Raum zu geben. Unter Einbezug strukturtheoretischer Perspektiven und poststrukturalistischer feministischer wie auch queerer und postkolonialer Ansätze veranschaulicht sie, dass die feministische Theoriediskussion nicht ohne die an ihr selbst geäußerten Kritikpunkte (hegemoniale Macht- und Deutungshoheit eines weißen, bürgerlichen Feminismus, Heteronormativität) auskommt. Mithilfe der Grounded Theory unterlegt Groß ihre empirische Untersuchung, die sie anhand dreier unterschiedlich agierender politischer Gruppierungen durchführt. Alle drei feministisch aktiven Gruppen sind der autonomen Szene zuzuordnen und bedienen sich aus unterschiedlichen Motivationen und Identitätsvorstellungen abweichender Formen des Widerstands gegen jene normativen Zuschreibungen, die dem traditionell westlich, weißen, bürgerlichen Feminismus immanent sind. Dabei greifen die Gruppierungen auf drei verschiedene Interventionsarten zurück, um die Wirkmächtigkeit des homogenisierenden Feminismus wenn nicht zu durchbrechen, so doch zu destabilisieren: Auf der Ebene der Repräsentation, der Sichtbarmachung und Skandalisierung, sowie auf der Ebene der Aufklärung und Information agieren die befragten Gruppen, um auf die Ausschlüsse produzierende feministische Politik und Theoriebildung hinzuweisen. Dass sich die Gruppen weder innerhalb ihres eigenen Aktionsradius, noch in Abgrenzung zu den jeweils anderen mit einem einheitlichen Konzept des Widerstands bewegen, versteht Groß als positive Entwicklung und Ausweg aus dem theoretischen Dilemma, innerhalb bestehender Diskurse Kritik an selbigen zu üben.