Das Komitee, allen voran Wolf-Dieter Narr und Roland Roth, hat den Untertitel des aktuellen Jahrbuchs einer Publikation von Johannes Agnoli und Peter Brückner aus dem Jahr 1967 entlehnt. Die liberalismusskeptische, stets lustvoll zwischen Polemik und Fundamentalkritik lavierende Stoßrichtung des Jahrbuchs ist damit bereits vorgezeichnet. Narr und Roth beginnen mit einem ideengeschichtlichen Rundumschlag, der die liberale Demokratie in die Bankrotterklärung vor einem übermächtigen Kapitalismus verwandelt. Das ist deftig, aber in seiner Polemik ungemein unterhaltsam. Weitere Texte etwa von Joachim Hirsch schlagen einen ähnlichen Ton an. Es ist aber nicht nur die kapitalistische Hintergrundideologie, die der liberalen Demokratie vorgeworfen wird. Ebenso kritisch beschreiben die Autoren die „Remaskulinisierung“ der Demokratie (Birgit Sauer) und den Umgang mit Ausländern (Tobias Pieper, Annette Groth). In dem wie üblich mehr als 70 Seiten umfassenden Quellenanhang dominieren die Ereignisse im Umfeld von Heiligendamm und der Datenschutz. Geboten werden anspruchsvolle, aber zugleich polemische Texte, die einen Überblick zur gegenwärtigen linken Theorie und zur Kritik am bundesrepublikanischen Rechtsstaat bieten. Allerdings haben sie wegen ihrer Kürze kaum die Kraft, Skeptiker von der Richtigkeit des linken Urteils zu überzeugen. Wer sich für die Arbeit des Komitees interessiert, für den zählt das Jahrbuch freilich ohnehin zur Pflichtlektüre.