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Stephan Schlak

Wilhelm Hennis. Szenen einer Ideengeschichte der Bundesrepublik

München: C. H. Beck 2008; 280 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-406-56936-4
Hennis ist zweifelsohne eine der großen Gestalten der bundesdeutschen Politikwissenschaft. In Schlaks Biografie erscheint er vor allem im Spiegel seines Werkes. Der öffentliche Intellektuelle hat die politisch‑geistige Signatur der Bundesrepublik von ihren Gründungstagen an kommentierend begleitet. Insofern ist die Lesart Schlaks – das Werk Hennis’ als Teil einer Ideengeschichte der Bundesrepublik – in hohem Maße erhellend und überzeugend. Das zeigt sich in der Darstellung der wissenschaftsgeschichtlichen Bedeutung des Professors, seinem Bemühen um einen Anschluss der Politikwissenschaft an die ältere, aristotelische Tradition des Faches, dem Kampf gegen Positivismus und „Projektemacherei“, an der Auseinandersetzung mit Jürgen Habermas, den nur teilweise zustande gekommenen begriffsgeschichtlichen Arbeiten, den Studien zur Regierungslehre und schließlich der späten Interpretation Max Webers in der Linie der praktischen Wissenschaft. Diese konsequente Lektüre des Werkes im Spiegel der Ideengeschichte der Bundesrepublik verfängt aber auch bei der Beschreibung des „Politikers“ Hennis, seinem Wechsel von der SPD zur CDU und dann in die Parteilosigkeit, dem Kampf gegen die 68er‑Bewegung, gegen ein technisches Politikverständnis, gegen die persönliche, den Amtsgedanken ruinierende Regierungsart Helmut Kohls. Schlak hat die geistreiche, lesbare und unprätentiöse Biografie eines streitbaren Gelehrten geschrieben.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 1.3 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Stephan Schlak: Wilhelm Hennis. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28890-wilhelm-hennis_34105, veröffentlicht am 18.04.2008. Buch-Nr.: 34105 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken