In der niedersächsischen Stadt Osnabrück erhält die SPD bei Bundestagswahlen mehr Stimmen als die CDU, bei Kommunalwahlen verhält es sich seit Anfang der 80er-Jahre umgekehrt. Worauf lassen sich die Unterschiede im Abstimmungsverhalten auf den verschiedenen politischen Ebenen zurückführen? Dieser Frage ist eine vergleichende Analyse des Abstimmungsverhaltens in der Stadt Osnabrück bei der Bundestagswahl 2005 und der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl 2006 gewidmet. Als mögliche Bestimmungsfaktoren untersucht die Autorin die Wahlbeteiligung, das Kommunalrecht, die Gemeindegröße sowie stadtgeografische und soziostrukturelle Merkmale. Trotz der deutlichen Unterschiede zwischen den beiden Wahlsystemen könne nicht von einem eigenständigen kommunalen Wahlverhalten ausgegangen werden, schreibt die Autorin. „So zeigten sich sowohl bei Bundestags- als auch bei Kommunalwahlen dieselben Zusammenhänge, die mit stadtgeographischen und sozialstrukturellen Gegebenheiten korrelierten und das Wahlverhalten in Osnabrück ungeachtet der politischen Ebene maßgeblich zu erklären vermochten.“ (153) Für die Unterschiede bei den großen Parteien sei darüber hinaus die unterschiedliche Wahlbeteiligung verantwortlich. Zudem befördere das im Kommunalrecht vorgesehene Kumulieren und Panaschieren nicht automatisch eine Neigung zur Personenwahl. „Das Kommunalwahlsystem fördert offensichtlich nur dann ein spezifisches Wahlverhalten, wenn die Bürger die Möglichkeiten einer personenorientierten Stimmabgabe auch nutzen.“ (155)