Skip to main content
Christine Weiss

Die US-amerikanische First Lady und die Inszenierung der Präsidentenehe in den Wahlkämpfen 1964-1996

Online-Publikation 2007 (http://deposit.d-nb.de/cgi-bin/dokserv?idn=98558954x); 319 S.
Diss. Heidelberg; Gutachter: D. Junker, P. Gassert. – Laura Bush-Grußkarten und Hillary Clinton-Tassen sind kitschige Belege für das Interesse, das an den Ehefrauen der Präsidenten herrscht. Eine Wahlkampagne ohne ihre Präsenz ist nicht mehr vorstellbar, seitdem 1964 Lady Bird Johnson eigene Wahlkampfveranstaltungen abhielt. Weiss untersucht die Entwicklung bis zu den Wahlkämpfen der Clintons und fragt nach den Bestimmungsfaktoren – mit dem Hinweis, dass es keine signifikanten statistischen Zusammenhänge „zwischen der Popularität eines Präsidenten und derjenigen seiner Ehefrau in Wahlkampf- und Amtszeiten“ (13) gibt. Die Analyse ergibt dennoch, dass die Präsidentenfrauen „für die Medien ein beliebtes Untersuchungsobjekt und für die Wahlkampfstrategen ein geschätztes Instrument zur Imagebildung ihrer Kandidaten“ (170) waren und sind. Auffällig ist, dass der Inhalt der Botschaften der First Ladys „erstaunlich konstant“ (172) ist. Alle betonten ihre jahrelange Ehe und porträtierten die Präsidenten als „fürsorgliche Väter, treue, liebevolle Gatten und als ein mit natürlicher Autorität ausgestattetes Familienoberhaupt, das alle relevanten Entscheidungen treffe“ (173). Weiss erläutert, dass in den USA anhand des Privatlebens Eigenschaften wie Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Authentizität vermittelt werden. Die Öffentlichkeit sieht „eine direkte Verbindung zwischen dem Verhalten eines Politikers in seinem Privatleben und in dem in der öffentlich-gesellschaftlichen Sphäre“ (176). Den Rahmen bilden die Struktur des politischen und des Mediensystems sowie die politische und journalistische Kultur. Das Präsidentenpaar fungiert als moralisches Vorbild nach den Maßstäben einer puritanischen Morallehre und dem Verständnis eines Republikanismus, in dem das Gemeinwesen auf der Tugendhaftigkeit seiner Bürger beruht und die Privatsphäre als vorpolitisches Kräftefeld wahrgenommen wird. Für die Präsidentenfrau bleibt damit nach wie vor nur das anachronistische Modell „einer unpolitischen, wohltätigen, Kuchen backenden Haus-, Ehefrau und Mutter“ (270).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.22 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christine Weiss: Die US-amerikanische First Lady und die Inszenierung der Präsidentenehe in den Wahlkämpfen 1964-1996 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28835-die-us-amerikanische-first-lady-und-die-inszenierung-der-praesidentenehe-in-den-wahlkaempfen-1964-1996_34022, veröffentlicht am 26.03.2008. Buch-Nr.: 34022 Rezension drucken