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Frank Sieren

Der China-Schock. Wie Peking sich die Welt gefügig macht

München/Düsseldorf: Econ 2008; 429 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-430-30025-4
Anders als die auf ein breites Publikum zielende Aufmachung vermuten lässt, bietet der Journalist Sieren eine aufschlussreiche Analyse einiger Aspekte der Rolle, die China gegenwärtig international spielt. Deutlich herauszulesen ist, dass Sieren seit 14 Jahren in China lebt – ihm gelingt es, die deutsche Sicht auf die Entwicklungen mit einer fairen Betrachtung der chinesischen Position zu verbinden. Weite Teile des Beschriebenen sind auf eigenen Recherchereisen erkundet worden, sodass der Leser einen unmittelbaren Eindruck gewinnt. In den Blick genommen werden dabei Beziehungen, die häufig außerhalb des europäischen Blickwinkels liegen – die politischen und vor allem wirtschaftlichen Beziehungen zu und vor allem Einflüsse auf die Mongolei und Nordkorea sowie – was aus westlicher Sicht noch viel interessanter sein dürfte – Afrika, insbesondere auf Angola, Nigeria und den Sudan. Sieren beschreibt dabei die Chinesen keineswegs nur als Einkäufer von Energierohstoffen, sondern auch als einen Wirtschaftspartner, der das Gefüge in den genannten Ländern bereits verändert hat. Mit chinesischer Hilfe (und ohne die oft von westlicher Seite üblichen politischen Bedingungen) wurde teilweise schon die Infrastruktur verbessert, außerdem steigt nach Beobachtung des Autors der Lebensstandard durch den Zugang zu billigen chinesischen Produkten. Nur in Einzelfällen leiden darunter afrikanische Produzenten. Die Schilderungen legen den Eindruck nahe, dass der Westen seinen Einfluss in Afrika verliert – um nicht zu sagen: abgehängt wird. Interessant ist auch das Kapitel über die Beziehungen Chinas zum Iran, zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Länder. Sie verfügen allerdings über eine lange Geschichte ihrer Beziehungen, an die sie auch gegenwärtig anknüpfen. Sieren würdigt, anders als der Titel vermuten lässt, insgesamt durchaus die positiven Effekte der neuen internationalen Rolle Chinas. Sein Buch ist aber vor allem als eine Warnung an den Westen zu lesen. Dieser wird nach Ansicht des Autors umdenken müssen, wenn er politisch und wirtschaftlich gegen China bestehen will.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 2.63 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Frank Sieren: Der China-Schock. München/Düsseldorf: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28704-der-china-schock_33845, veröffentlicht am 01.07.2008. Buch-Nr.: 33845 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken