In diesem ersten Band einer neuen Reihe wird der Stand der deutschen sozialwissenschaftlichen Orientforschung umfassend dargelegt. Perthes und Schlumberger analysieren die Rolle externer Akteure im politischen Reformprozess der Region und konstatieren, dass vor allem externe Einflüsse die Destabilisierung der Region bewirkt haben und diese nicht durch endogene Faktoren, gespeist aus einem Mangel an Legitimität der Herrschenden, ausgelöst wurde. Dass Algerien eine Schlüsselposition in der afrikanischen Front im Krieg gegen den Terror innehat und mit welchen Mitteln die CIA und der algerische Geheimdienst dort Ressourcensicherung betreiben, zeigt Ruf. Die US-Militärpräsenz im nordafrikanischen Raum diene dazu, „die Energiezufuhr in die USA zu sichern und zugleich die Kontrolle über jene Ressourcen sicherzustellen“ (76). Beck zeigt überzeugend den Vorteil des Rentierstaatskonzeptes in der sozialwissenschaftlichen Analyse der Region auf. Dieser Ansatz leiste gerade durch die „Fokussierung auf ‚überregionale’ Begriffe wie Staat und Rente“ einen Beitrag dazu, „die Besonderheiten der Region besser zu begreifen“ (116) und eigne sich deshalb zur Erklärung für Besonderheiten in der Region. Im Bereich „Kultur und Gesellschaft“ beschreibt Kreile die Identitätspolitik und die Rolle von Gender im Irak. Abschließend nimmt Karadag eine Betrachtung über verschiedene Erklärungsmodelle von Klientelismus und deren Relevanz für die arabische Welt vor. Insgesamt ein starker Band, der mit erstklassigen Analysen zu der Region aufwartet und die wichtigsten Themenfelder anführt. Der einzige Wermutstropfen ist, dass die gerade im Demokratisierungsdiskurs oft beschworene Zivilgesellschaft und deren Entwicklung kaum angesprochen werden. Ein Beitrag aus dieser Forschungsrichtung hätte das Analysespektrum abrunden können.