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Michael Klundt

Von der sozialen zur Generationengerechtigkeit? Polarisierte Lebenslagen und ihre Deutung in Wissenschaft, Politik und Medien. Mit einem Vorwort von Christoph Butterwegge

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008; 306 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-15665-1
Politikwiss. Diss. Köln; Gutachter: Ch. Butterwegge, E.-U. Hustler. – Wie geht die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland mit Armut um? Wie werden Armut, Reichtum und soziale Ungleichheit wahrgenommen? Der Autor leuchtet kritisch die gesellschaftlichen Diskurse über generationen-, familien- und sozialpolitische Fragen sowie Kontroversen um Bevölkerungsentwicklung und Nachhaltigkeit aus. Seine Hypothese lautet, dass diese Debatten immer „im Spannungsfeld der sozialen Polarisierung von Armut und Reichtum“ (19) und den sich hieraus ergebenden Macht- und Herrschaftsinteressen verhandelt werden. Die öffentliche Thematisierung von (Kinder-)Armut und Reichtum schwankte in den vergangenen Jahrzehnten „zwischen Tabuisierung, Dramatisierung und Verdrängung“ (36), resümiert Klundt seinen historischen Abriss. Die bereits in den 50er-Jahren von Schelsky formulierte These der Klassenlosigkeit und der „nivellierten Mittelstandsgesellschaft“ (32) wurde zu Beginn der 80er-Jahre wieder populär. Begriffe wie Milieu- und Lebensstilgesellschaft, Erlebnis- und Risikogesellschaft trugen dazu bei, die Probleme der Armut und die Existenz der sozialen Ungleichheit auszublenden und deren Ursachen zu verschleiern. In den Sozialwissenschaften haben sich verschiedene Richtungen der Armuts- und Reichtumsforschung herausgebildet, deren Leitideen, Methoden sowie Argumentations- und Interpretationsformen der Autor herausarbeitet. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die Popularität bestimmter Deutungsmuster einer „Notstandsrhetorik“ (z. B. Jung gegen Alt, Eltern gegen Kinderlose) argumentativ kaum stichhaltig ist, sondern der „interessenpolitischen Einflussnahme maßgebender sozialer Gruppen auf Wissenschaft, Politik und Medien“ (260) dient und den Abbau des Sozialstaats legitimieren soll. „Der wirkliche Verteilungskonflikt und zentrale gesellschaftliche Widerspruch basiert auf dem sozioökonomischen Antagonismus zwischen Kapital und Arbeit und wird entlang dieser Linie in sozialen Auseinandersetzungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene ausgetragen.“ (265)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Michael Klundt: Von der sozialen zur Generationengerechtigkeit? Wiesbaden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28437-von-der-sozialen-zur-generationengerechtigkeit_33500, veröffentlicht am 09.04.2008. Buch-Nr.: 33500 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken