Quellen bürgerschaftlichen Engagements. Die biographische Entwicklung von Wir-Sinn und fokussierten Motiven
Der Band präsentiert weitere Teilergebnisse des umfassenderen Forschungsprojektes im Rahmen des SFB 580: „Politische Kultur und Bürgerschaftliches Engagement“ der Universitäten Halle und Jena, das seit 2001 in vier mittelgroßen deutschen Städten zu ausgewählten Engagementbereichen durchgeführt wird. Die viel diskutierten Ergebnisse der politischen Kulturforschung und „Konzepte aus den Debatten um Kommunitarismus, Zivilgesellschaft oder Individualisierung“, greifen nach Meinung der Autoren zu kurz, da es „kein generelles Motiv zu einem Bürgerschaftlichen Engagement als solches gibt und auch keine allgemein wirksame politische Werthaltung [...], die mit dem Terminus Bürgersinn umschrieben werden könnte“ (11). Die Motive und Beweggründe, die zu einem (dauerhaften) bürgerschaftlichen Engagement führen können, werden anhand von 60 Experteninterviews und 80 biografisch-narrativen Interviews in den vier Bereichen freiwillige Jugendarbeit, Initiativen globaler Solidarität, traditionelle lokale Kulturpflege sowie der Schöffentätigkeit in Gerichten analysiert. Die biografischen Rekonstruktionen bestätigen die Hypothese, „dass Akteure innerhalb ihrer Lebenspraxis eine Sensibilität für je spezifische kollektive Praktiken, einen Wir-Sinn, ausbilden“ und weisen den Zusammenhang von Wir-Sinn und fokussierten Motiven nach, die „in der biographischen Selbstbestimmung der Akteure eng miteinander verschränkt“ sind (222).