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Markus Höschen

Nationaler Starrsinn oder ökologisches Umdenken? Politische Konflikte um den Schweizer Alpentransit im ausgehenden 20. Jahrhundert

München: Martin Meidenbauer Verlag 2007 (Forum Europäische Geschichte 3); 474 S.; 59,90 €; ISBN 978-3-89975-644-9
Diss. Univ. Paderborn 2007; Gutachter: D. Klenke, F. Göttmann. – In dieser umfangreichen Studie werden als Beitrag zur zeitgeschichtlichen Forschung die Entscheidungsprozesse in der Schweizer Verkehrspolitik im ausgehenden 20. Jahrhundert untersucht. Als Alpenland ist die Eidgenossenschaft, ähnlich wie Österreich, vor spezielle Transitprobleme (Pässe, enge Bergtäler, Tunnelbau etc.) gestellt. Als Nicht-EU-Mitglied ist es ihr allerdings, wenn auch unter Schwierigkeiten, bis heute gelungen, besondere Lösungen mit der Nachbarschaft aushandeln. Die zentrale Frage des Autors ist, inwieweit die Durchsetzungsfähigkeit der Schweiz gegenüber den Nachbarn das Ergebnis besonderer binnenschweizerischer Bedingungen und Kräftekonstellationen war beziehungsweise inwiefern die umweltpolitische Nachgiebigkeit des europäischen Umfeldes die schweizerische Verhandlungsposition stärkte. Hauptuntersuchungszeitraum sind die 1980er- und frühen 1990er-Jahre, konkret die Amtszeiten der beiden Verkehrsminister Leon Schlumpf (1980-1987) und Adolf Ogi (1988-1995). In einem nützlichen vorbereitenden Kapitel wird zudem die schweizerische Verkehrspolitik der vorherigen Jahrzehnte zusammenfassend dargestellt. Der Autor arbeitet sorgfältig und materialreich heraus, wie die eidgenössische Politik angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens frühzeitig Konzepte für eine Verlagerung des Straßengütertransits auf die Schiene entwarf (Neue Eisenbahn-Alpentransversale NEAT plus Beharren auf der 28-Tonnen-Gewichtsbeschränkung für Lastkraftwagen) und dafür in der Volksabstimmung 1991 letztlich eine deutliche Mehrheit bekam. Überzeugend dargestellt wird dabei die wichtige Rolle von Verkehrsminister Ogi für das Durchsetzen der NEAT. Als Historiker greift der Autor (soweit Zugang möglich war) auf Archivalien aus dem Bundesarchiv zurück, auf bundesbehördliche und kantonale Stellungnahmen, Tageszeitungen und andere Schriften, außerdem führte er Gespräche mit den damaligen Hauptakteuren der Verkehrspolitik.
Burkard Steppacher (BKS)
Prof. Dr., Konrad-Adenauer-Stiftung; Forschungsinstitut für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen, Universität zu Köln (http://www.jeanmonnetchair.uni-koeln.de/index.php?id=252).
Rubrizierung: 2.5 | 2.263 | 4.22 | 3.6 Empfohlene Zitierweise: Burkard Steppacher, Rezension zu: Markus Höschen: Nationaler Starrsinn oder ökologisches Umdenken? München: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28419-nationaler-starrsinn-oder-oekologisches-umdenken_33477, veröffentlicht am 12.08.2008. Buch-Nr.: 33477 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken