Diss. Marburg; Gutachter: L. Bieling, D. Boris. – Schmalz analysiert die Außen(wirtschafts)politik der brasilianischen Mitte-Links-Regierung von Luiz Inácio „Lula“ da Silva. Dabei gilt sein Interesse „der Umorientierung der Außenwirtschaftsbeziehungen, den historischen Umbrüchen in diesem Politikfeld und dem politischen Charakter der Regierung Lula“ (13). Die These des Autors lautet, dass sich in diesem Bereich eine klare Umorientierung vollzogen hat. Die Außenwirtschaftspolitik diene der Regierung als ein Mittel, um das Verhältnis zwischen globalem und nationalem Raum und damit die Abhängigkeitsstrukturen zu beeinflussen. Zur Analyse der Veränderungen erprobt er eine neogramscianische Lesart (neo)dependenztheoretischer Erklärungsbausteine mit dem Ziel, das Ringen der Regierung Lula um eine veränderte Weltmarkteinbindung historisch herzuleiten, empirisch zu fassen und abschließend die Tragfähigkeit der außenwirtschaftlichen Umorientierung zu bewerten. Schmalz untersucht die „transnationale Verrechtlichung von Abhängigkeitsstrukturen“ (16) auf verschiedenen Ebenen, vor allem im Bereich der WTO und in den regionalen Freihandelsabkommen. Durch die Zusammenarbeit in der G-20 und durch die Kooperation mit anderen Dritte-Welt-Bündnissen in der WTO habe die Regierung Lula versucht, eine neue Süd-Süd-Orientierung durchzusetzen. Auf der Ebene der regionalen Verhandlungsprozesse habe man ebenfalls begonnen, „die Agenda der EU und der USA herauszufordern“ (17). Die brasilianische Regierung fördere die politische und wirtschaftliche Süd-Süd-Kooperation im Wesentlichen durch zwei Maßnahmen: die Ausweitung und den Umbau des südamerikanischen Handelsblocks Mercosur sowie die Zusammenarbeit mit anderen Entwicklungs- und Schwellenländern wie etwa dem subsaharischen Afrika oder Indien. Auch mit den arabischen Ländern und mit Russland sei die Kooperation verstärkt worden.