The Origins of Parliamentarism. A Study of Sandys' Motion
Als Samuel Sandys am 13. Februar 1741 im britischen House of Commons Sir Robert Walpole aufforderte, sein Amt als Premierminister niederzulegen, war dies ein historischer Moment: Das Misstrauensvotum als Mittel des Parlamentes war geboren. Denn anders als zuvor wurde Walpoles Abberufung nicht aufgrund juristischer Verfehlungen, sondern wegen einer generellen, einer politischen Unzufriedenheit mit seiner Politik gerechtfertigt. Ausgehend von diesem Fall versucht der Autor, Professor im finnischen Tampere, die Ursprünge des Parlamentarismus zu erforschen. Im Gegensatz zu der von ihm kritisierten Forschung setzt er dabei nicht das heutige, moderne Verständnis von Parlamentarismus voraus, das sich über die ‚longue durée’ entwickelt hat, sondern er versucht, das einzelne Ereignis in seinem historischen Zusammenhang und seine Auswirkungen auf den weiteren Prozess hin zum Parlamentarismus zu erklären: Für den Autor ist Sandys’ Misstrauensvotum nur zu verstehen, wenn der Prozess offengelegt wird, in dem die Ausübung von Macht als politisches Phänomen, nicht nur als Recht der Krone verstanden wird. In diesem Zusammenhang werden zwei den politischen Diskurs am Ende des 18. Jahrhunderts prägende Gegenstände untersucht, nämlich die Glorious Revolution und John Lockes politische Philosophie. Unter diesen Einflüssen wird die Entwicklung hin zur Ausübung politischer Macht in Walpoles Premiership aufgezeigt, die erst zu Sandys’ Entscheidung führte, das erste Misstrauensvotum in der Geschichte des Parlamentarismus zu stellen. Damit wird eine der Hauptinnovationen auf dem Weg zum modernen Parlamentarismus aus ihrem historischen Kontext heraus erklärt.