Arbeiter im "Arbeiterstaat" DDR. Deutsche Traditionen, sowjetisches Modell, westdeutsches Magnetfeld (1945 bis 1971)
Im Titel der umfangreichen Studie deutet sich schon die ganze Problematik des Themas an: Wie kann aus der Perspektive einer Sozialgeschichte der Arbeiterbewegung die sich selbst als „Arbeiterstaat“ verstehende DDR angemessen beschrieben werden? Im Gang der Untersuchung geht es vor allem um die „stets krisenhafte Realität der arbeiterlichen Gesellschaft“ (634) in der DDR, die weit über die Zuspitzung des 17. Juni 1953 hinaus systematisch dargelegt wird. Beschrieben wird die Arbeiterschaft – der Klassenbegriff taugt hier kaum als analytisches Instrument – im Widerspruch zwischen politischer Ohnmacht und gesellschaftlicher Stärke im System des ostdeutschen Sozialismus. Im Ergebnis geht es Kleßmann um eine Demaskierung des „Arbeiterstaates“, allerdings jenseits aller Polemik, sondern auf breitester Quellen- und Literaturbasis. Diese Demaskierung eines beliebten Topos der DDR-Geschichtsklitterung macht die Studie auch im Zusammenhang aktueller Debatten um den Platz der DDR in der deutschen Erinnerung wichtig.