Der Band geht auf Vorträge des Symposiums „Wissenschaf(f)t Geschlecht“ aus dem Jahr 2004 an der Universität Kassel im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „Öffentlichkeiten und Geschlechterverhältnisse. Dimensionen von Erfahrung“ zurück. Anliegen ist es, das Verhältnis von Geschlecht und Erfahrung zu Wissen und Wissenschaft in verschiedene theoretische und empirische Kontexte zu stellen und dabei unterschiedliche Dimensionen feministischer Wissensproduktion und –kritik zu reflektieren. Ausgehend von der allgemeinen Frage, wie Wissen angeeignet, transformiert und hinterfragt wird (sehr anschaulich dazu der Artikel von Taxer zu stereotypen Geschlechtsrollenbildern in Südostanatolien), steht das Verhältnis Wissenschaft und Macht unter der Geschlechterperspektive im Fokus der Betrachtungen. Deutlich wird dabei, wie wissenschaftliche Kategorien zu Mechanismen der In- und Exklusion von Inhalten, Methoden, aber auch von den Wissenschaftlerinnen selbst in männlich geprägten Forschungs- und Handlungsfeldern werden (hervorhebenswert ist hier der Artikel von Nolte zum Ausschluss von Frauen aus dem Wissenschaftsbetrieb in der Frühmoderne). Die kritische Hinterfragung feministischer Forschungsinhalte und das Problembewusstsein der eigenen wissenschaftlichen Sozialisation (so z. B. der gegenüber einer feministisch liberal-philosophischen Perspektive kritische Beitrag von Narayan) zielen besonders durch den interdisziplinären Charakter der angebotenen Strategien auf Überwindung hierarchischer Machtverhältnisse und auf die Veränderung von Handlungs- und Deutungsmustern. Geboten wird damit insgesamt ein in sich abgerundeter und besonders durch die Artikel namhafter internationaler Geschlechterforscherinnen außerordentlich vielschichtiger Sammelband.