Althusser hat mit seinem Verständnis der Marx’schen Schriften die politische Philosophie und die intellektuelle Publizistik im Frankreich der 60er- und 70er-Jahre maßgeblich bestimmt und zugleich der jüngeren Generation den Weg für die Abkehr vom Marxismus ermöglicht, wie er nach dem sogenannten Solschenizyn-Schock medienwirksam vollzogen wurde. Die Abhandlung setzt an diesem Punkt an, denn Althusser war, anders als seine ehemaligen Anhänger, nicht bereit, fundamentale marxistische Positionen zu verlassen. Dies gilt vor allem für das Prinzip des Materialismus, das er zunehmend der deterministischen Dialektik gegenüberstellt und den Althusser zum aleatorischen Materialismus, einer materialistischen Philosophie der Kontingenz, überführt. Mit dieser Konzeption reagiert er gleichermaßen auf neue soziologische Realitäten und den veränderten philosophischen Zeitgeist nach dem Linguistic Turn: So wie die postindustrielle Gesellschaft zunehmend das Basis-Überbau-Dogma infrage stellt, so verlangt die Krise des Strukturalismus (vor allem vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Lyotard und Derrida) eine Revision der theoretischen Grundannahmen des Materialismus, der nicht mehr logozentristisch sein kann. Larise gelingt es, das vielschichtige Konzept und dessen philosophie- und ideengeschichtliche Rekonstruktion durch Althusser vorzustellen, auch wenn zum Verständnis Vorkenntnisse der klassischen Texte Althussers vorausgesetzt werden. Die entsprechenden Zitate von ihm sind nicht übersetzt, was aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades seines Spätwerkes bedauerlich ist.