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Karlheinz Bentele / Renate Faerber-Husemann / Fritz W. Scharpf / Peer Steinbrück (Hrsg.)

Metamorphosen. Annäherungen an einen vielseitigen Freund. Für Horst Ehmke zum Achtzigsten

Bonn: Dietz 2007; 349 S.; hardc., 19,90 €; ISBN 978-3-8012-0375-7
Horst Ehmke ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegssozialdemokratie. Die Autoren des Sammelbandes zeichnen die wichtigsten Stationen seines Lebens nach. Der 1927 geborene Danziger Bürgersohn entging nach dem Krieg mit viel Glück der russischen Kriegsgefangenschaft und studierte in Göttingen Rechtswissenschaft und Nationalökonomie. In Göttingen wurde er Schüler Rudolf Smends, dessen Staatslehre in Ehmkes wissenschaftlichem Werk vielfältigen Niederschlag findet. Nach der Promotion über „Grenzen der Verfassungsänderung“ wurde Ehmke wissenschaftlicher Assistent des „Kronjuristen“ der SPD, Adolf Arndt. Mit der Bonner Habilitation über „Die Verfassungsrechtsprechung des Supreme Court zur Wirtschaftsregulierung“ wurde Ehmke 1961 Professor für Öffentliches Recht in Freiburg. Die Mitwirkung als Verteidiger im Spiegel-Prozess katapultierte ihn in die Bundespolitik. Hier wirkte er zunächst ab 1967 als Staatssekretär unter Gustav Heinemann, 1969 dann kurze Zeit selbst als Justizminister. In der sozialliberalen Koalition wurde Ehmke zu Willy Brandts Kanzleramtschef. In Brandts zweiter Amtszeit verlor er – nach Angaben des Buches vor allem auf Betreiben Helmut Schmidts – diese Aufgabe und amtierte als Minister für Forschung und Technologie sowie für das Post- und Fernmeldewesen. Dem Deutschen Bundestag gehörte Ehmke zwischen 1969 und1994 an, von 1977 bis 1990 als stellvertretender Vorsitzender und außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Seit 1994 widmet er sich als Schriftsteller dem Verfassen spannender politischer Thriller. Politische Weggefährten, akademische Schüler, Publizisten und politische Konkurrenten blicken in diesem Band auf ihre Zeit mit Ehmke zurück. Den politikwissenschaftlichen Leser werden besonders die Eindrücke von der Neugestaltung der Aufgaben des Bundeskanzleramtes und den Versuchen umfassender Politikplanung, etwa in dem Beitrag von Fritz W. Scharpf, interessieren. Das Buch bietet aber vor allem einen hochinteressanten, außerordentlich lesbaren und detailreichen Einblick in die Geschichte der „alten“ Bundesrepublik.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Karlheinz Bentele / Renate Faerber-Husemann / Fritz W. Scharpf / Peer Steinbrück (Hrsg.): Metamorphosen. Bonn: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27545-metamorphosen_32308, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 32308 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken