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Muruchí Poma

Evo Morales. Die Biografie. Übersetzung aus dem Spanischen von Erik Engelhardt

Leipzig: Militzke Verlag 2007; 222 S.; geb., 29,90 €; ISBN 978-3-86189-772-9
Der Autor ist wie Evo Morales, der 2005 gewählte, erste indigene Präsident Boliviens, ein Aymara. Die Biografie wurde von Morales autorisiert und entstand unter Mitwirkung seiner Familie. Der erste Teil beschäftigt sich mit Morales' Familiengeschichte, seiner Kindheit und Jugend in einfachen Verhältnissen. Hierbei eröffnen sich interessante Einblicke in Alltag und Traditionen, aber auch Integrationsschwierigkeiten der Indigenen. Der zweite Teil deckt die Tätigkeit von Morales als Kokabauer und Vertreter sowie zuletzt Führer der Kokabauern-Gewerkschaft in den 80er- und 90er-Jahren ab. In dieser Phase wurde Morales durch Marxismus und Sozialismus geprägt und bildete in der Auseinandersetzung mit staatlichen Organen seine politischen Fähigkeiten aus. Die Entstehung der indigenen Kokabauern-Partei MAS wird im dritten Teil behandelt. Der vierte Teil stellt die Auseinandersetzungen mit politischen Konkurrenten und den Aufstieg Morales' zum indigenen Präsidentschaftskandidaten der Jahre 2002 und 2005 dar. Der fünfte Teil beschreibt den Regierungsstil und die Politik des Präsidenten Morales, der sechste informiert über seine persönlichen Gewohnheiten. Der Autor bemüht sich, Morales als eine Person darzustellen, die ungeachtet ihrer geringen formalen Bildung durch das Leben auf das Präsidentenamt vorbereitet worden ist. Da es sich um eine „Hofbiografie“ handelt, entbehrt sie jeglicher Kritik. Dabei trug Morales zur Destabilisierung Boliviens bei: Die Präsidenten Sánchez de Lozada und Carlos Mesa stürzten 2003 respektive 2005 durch Unruhen, an denen die MAS maßgeblich beteiligt war, was dann den Weg für Morales frei machte. Trotz der Kritiklosigkeit handelt es sich um ein lesenswertes Buch. Es beinhaltet viele Fotos aus dem Bestand der Familie Morales und zahlreiche interessante Anekdoten und Details, wie beispielsweise, dass ein älterer Cousin Morales' einmal Che Guevara beherbergte, Evo Morales den Regierungspalast zum ersten Mal als Wehrpflichtiger unter dem Kommando eines Putschisten betrat oder dass Koka nachts geerntet wird.
Jarek Nikolaus Korczynski (JNK)
Dipl.-Politologe, Doktorand.
Rubrizierung: 2.65 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Jarek Nikolaus Korczynski, Rezension zu: Muruchí Poma: Evo Morales. Leipzig: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27508-evo-morales_32263, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 32263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken