Die Methusalem-Lüge. Wie mit demographischen Mythen Politik gemacht wird
Zwei Jahre nach Frank Schirrmachers Buch „Das Methusalemkomplott“ setzt sich der Direktor des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie INIFES mit sechs in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierten Thesen zur demografischen Entwicklung in Deutschland auseinander. Seine These lautet, dass es sich bei vielen „Fakten“, die in die Debatte eingebracht werden, in Wirklichkeit um Mythen handelt, die bestimmte politische oder wirtschaftliche Interessen verschleiern bzw. untermauern sollen. So sei z. B. der prognostizierte Fachkräftemangel insofern ein Mythos, als die vorliegenden Zahlen der Bundesagentur diesen Mangel nicht in der Form bestätigen. Auch die mit der Überalterung von Belegschaften verbundene sinkende Produktivitäts- oder Innovationskraft lasse sich nicht empirisch belegen, da die Leistungsfähigkeit älterer Erwerbstätiger nicht in dem Maße abnehme, wie es vielfach vertreten würde. Gerade die demografische Debatte macht deutlich, wie unterschiedlich empirische Daten interpretiert werden können. Kistlers populärwissenschaftlich verfasstes Buch wendet sich gegen die bedrohlichen Szenarien Schirrmachers. Inwieweit er diese widerlegen kann, hängt wesentlich davon ab, welche politischen Zielvorstellungen von seinen Leserinnen und Lesern vertreten werden.