Bislang wurden nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen der Geschlechterforschung und den Klassikern der Ritualtheorie ausgemacht, was an der schwer greifbaren Schnittmenge beider Disziplinen liegt. Ist Geschlecht aber nicht per se Bestandteil von Ritualen? Und ist Geschlecht im Sinne von „doing gender“ vielleicht selbst ein Ritual? Inwiefern eignet sich der Ritualbegriff überhaupt, um Geschlecht in Abgrenzung zu Performanz und Inszenierung als Strukturkategorie fassbar zu machen? Und wie formen Rituale (Zwei-)Geschlechtlichkeit? Die Autoren widmen sich diesen Fragen, ohne jedoch abschließende Antworten zu präsentieren. Vielmehr werden verschiedene interdisziplinäre Bezüge hergestellt und Einblicke in die Vielseitigkeit der Formen, Diskurse und Darstellungen von Geschlecht und Ritualisierungen angeboten. Nach einleitenden Erläuterungen der Begriffe Ritual, Ritualisierungen und Geschlecht werden im ersten Kapitel Verknüpfungen von Technik, Körpern und Geschlecht aufgezeigt, im zweiten Teil wird die Herstellung von Geschlechterstereotypen in den Medien diskutiert. Dass Rituale nicht nur zeitlich determiniert sind, sondern auch durch Orte konstruiert werden, zeigen die im dritten Kapitel vorgestellten Ritual-Arenen Fußballstadion und Wellnessoase. Im letzten Teil schließlich werden aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive ritualisierte Zweigeschlechtlichkeit, Hierarchisierungen zwischen den Geschlechtern und die neoliberale Nutzbarmachung des Körpers als verfügbare und zu managende Ressource betrachtet. Der Sammelband geht auf das Gender-Kolleg an der Universität Wien zurück.