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Manfred Pohl / Iris Wieczorek (Hrsg.)

Japan 2005. Politik und Wirtschaft

Hamburg: Institut für Asienkunde 2005; 307 S.; 30,- €; ISBN 978-3-88910-323-9
Die Herausgeber haben die bewährte Aufteilung des Jahrbuchs in Abschnitte zur Innenpolitik, Außenpolitik, Wirtschaft und Gesellschaft Japans beibehalten. Die interessantesten Beiträge drehen sich dieses Mal um innenpolitische Themen. Ruth Schneider gibt einen Überblick über die Struktur und die Ziele einer kleineren, aber als Mehrheitsbeschafferin wichtigen Partei, der Neuen Kōmeitō. Ihre engen Verbindungen zur buddhistischen Sōka Gakkai spielen eine wichtige Rolle in dem Beitrag. Aus einer Dissertation ist Kai-F. Donaus Untersuchung über Erbabgeordnete in Japan entstanden. Er versteht darunter Abgeordnete, die auf nationaler Ebene mindestens in zweiter Generation tätig sind. Die weitaus größte Zahl solcher Erbabgeordneter kommt aus der LDP. Alte Rekrutierungsmuster spielen also auch im reformierten Wahlsystem weiterhin eine wichtige Rolle. Auch die Bauindustrie, die seit Jahrzehnten eng mit der Politik verknüpft ist und im Zentrum so mancher Korruptionsfälle steht – oft wird sogar vom japanischen „Baustaat“ gesprochen –, hat ihren Einfluss behalten. Thomas Feldhoff demonstriert dies in seiner Studie der Präfektur Tokushima, macht aber gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die Transparenz staatlichen Handelns verbessert wurde und lokale Akteure sowie unabhängige gesellschaftliche Gruppen stärker in entsprechende Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Trotzdem werde Japan „nach wie vor unter dem maßgeblichen Einfluss bauwirtschaftlicher Interessen regiert“ (119). Außen- und innenpolitische Aspekte werden am Ende des Buches in einem Betrag über den politischen Protest gegen die Stationierung amerikanischer Truppen auf Okinawa verknüpft. Gabriele Vogt untersucht die politischen Initiativen zweier gesellschaftlicher Protestorganisationen. Sie kommt zu dem Schluss, dass zivilgesellschaftliches Engagement durchaus Erfolgschancen haben kann. Alle Aufsätze in diesem Sammelband richten sich in erster Linie an ein Fachpublikum. Die Autoren kommen jedoch weitgehend ohne überflüssigen Fachjargon aus, sodass ihre Beiträge auch von Einsteigern mit Gewinn gelesen werden können.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 | 2.24 | 2.26 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Manfred Pohl / Iris Wieczorek (Hrsg.): Japan 2005. Hamburg: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26989-japan-2005_31502, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31502 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken