Korruption, Gewalt und die Welt der Polizisten. Deutschland, Chile, Bolivien und Venezuela im Vergleich
Soziolog. Habilitationsschrift Augsburg; Gutachter: P. Waldmann. – Die lateinamerikanische Polizei ist aufgrund der Missachtung rechtsstaatlicher Normen und Prinzipien in die Schlagzeilen geraten. Ausgehend von diesem Befund hat die Autorin im Rahmen eines von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojektes informelle Verhaltensnormen der Polizei in Südamerika untersucht. Um die „Polizistenkultur“ (9) zu eruieren, wurden umfangreiche Befragungen mit Schutzpolizisten in den Hauptstädten der Länder Chile, Bolivien und Venezuela durchgeführt. Als Vergleichsmaßstab diente die deutsche Polizei. Eingeholt wurden Auskünfte über Werte, Einstellungen und Erfahrungen der Polizisten. Daraus wurden Rückschlüsse auf Ursachen und Auswirkungen des polizeilichen Gewalt- und Korruptionsniveaus gezogen. Es lasse sich eine mit Blick auf Gewalttaten und Korruption aufsteigende Linie von Deutschland über Chile und Bolivien bis zu Venezuela beobachten, lautet ein Ergebnis der Interviews. Dabei deute das insgesamt hohe Maß an Kriminalität bei den Polizeien der jungen lateinamerikanischen Demokratien auf tief verankerte Muster ihrer professionellen Sozialisation. Einerseits wurde deutlich, dass sowohl die Korruptions- und Gewaltlevel als auch die Merkmale von Polizeien und Einstellungen von Polizisten stark divergieren, andererseits ließen sich in allen Untersuchungsländern Parallelen beobachten.