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Gérard Prunier

Darfur. Der "uneindeutige" Genozid. Aus dem Englischen von Gennaro Ghirardelli

Hamburg: Hamburger Edition 2006; 275 S.; geb., 25,- €; ISBN 978-3-936096-66-8
„‚Genozid’ ist groß, weil das Nazi-Etikett dranhängt, das sich gut verkauft. […] Einfaches Morden ist schlicht langweilig, besonders in Afrika.“ (200) In einer klaren moralischen Stellungnahme untersucht der Ruanda-Spezialist Prunier den gewalttätigen Konflikt im Westsudan. Der Darstellung der aktuellen Ereignisse wird eine ausführliche historische Abhandlung der Region vorangestellt, wobei insbesondere auf die dauerhafte Vernachlässigung durch die wechselnden Regierungen in Khartum abgehoben wird. Auch zeigt Prunier auf, dass der Darfur-Konflikt dauerhaft vom Bürgerkrieg zwischen dem Nord- und Südsudan überschattet wurde, was ebenfalls zur zunächst mangelnden Wahrnehmung beitrug. Daran schließt sich eine beißende Kritik an der unentschlossenen Reaktion der internationalen Gemeinschaft sowie der sensationsheischenden medialen Darstellung an. Prunier kann die Frage, ob in Darfur ein Genozid stattfindet, „intellektuell unbefriedigend“ nur mit einem „ja und nein“ (242) beantworten, was jedoch nichts an der Schärfe seiner Analyse und seinem moralischen Anspruch ändert. Auch fällt die mangelnde theoretische Unterfütterung kaum ins Gewicht. Prunier hat eine historisch fundierte Analyse eines aktuellen Konflikts verfasst, die aufgrund ihrer ausgezeichneten Qualität sicher fachübergreifend rezipiert werden wird.
Matthias Seifert (MSE)
Politikwissenschaftler, Lehrer für Gemeinschaftskunde und Englisch, Gymnasium Englisches Institut Heidelberg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Matthias Seifert, Rezension zu: Gérard Prunier: Darfur. Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26897-darfur_31391, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31391 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken