Diss. Bremen; Gutachter: B. Peters. – Am Beispiel der Diskussion über den möglichen Türkeibeitritt zur EU analysiert Wimmel, ob und inwieweit die Entscheidung des Rates für den Beginn von Beitrittsverhandlungen von einem transnationalen Diskurs in der europäischen Medienöffentlichkeit begleitet wurde. Als Untersuchungsmaterialien dienen je zwei nationale Qualitätszeitungen aus den drei genannten EU-Mitgliedstaaten. Die Frage nach der Existenz einer europäischen Öffentlichkeit wird in der Literatur je nach Definition dieser Öffentlichkeit bejaht oder verneint. Der Autor stellt vier Öffentlichkeitsmodelle gegenüber und konzentriert sich auf die „europäisierte Diskursöffentlichkeit“ (16), die bestimmt wird durch die Synchronität und Parallelität der Diskurse, die Annäherung ihrer Frames, die Existenz eines europäischen Zusammengehörigkeitsgefühls sowie den Meinungsaustausch über nationale Grenzen hinweg. Der Autor spricht vor diesem Hintergrund von der Existenz transnationaler Diskurse und belegt sie mit seiner Zeitungsanalyse. Diese Diskurse reichen dem Autor zufolge aber nicht so weit, als dass von einer innereuropäischen Selbstverständigung gesprochen werden könnte. Insofern bleibt trotz paralleler und zum Teil auch transnational verschränkter Kommunikation auf medialer Basis ein Öffentlichkeitsdefizit bestehen. In der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den veröffentlichten Argumenten für und wider einen Türkeibeitritt macht Wimmel als Ursachen für die Einstellungen jeweils national unterschiedliche Vorstellungen von der Finalität der Europäischen Union aus.