Time Is on My Side. Konsum und Politik in der westdeutschen Jugendkultur der 60er Jahre
Geschichtswiss. Habilitationsschrift Hamburg. – Der Historiker Siegfried erforscht die Bedeutungsfaktoren, Akteure und Ausprägungen der Jugendkultur der 1960er-Jahre. Er sieht in dieser Episode bundesdeutscher Geschichte einen gesellschaftlichen Umbruch und den Übergang zu einer stärker postindustriellen Moderne. Die Jugend habe, so der Autor, diesen Wandel entscheidend vorangetrieben. Protest und Gegenkultur prägten diese Zeit. Siegfried untersucht, in welcher Weise die Interessen und die Teilhabe der Jugendlichen die Politik im Allgemeinen und exemplarisch ausgewählte Themenfelder beeinflussten. Das Buch bietet eine dichte Beschreibung der Zeit und beruht auf der systematischen Auswertung von kommerziellen und weniger auflagenstarken Zeitschriften, sowie auf Texten, die von Jugendlichen selbst verfasst wurden. Ebenso wurden Verwaltungsakten von Jugend- und Innenministerien sowie sozialwissenschaftliche Studien und Meinungsumfragen herangezogen. Zudem führte der Autor Zeitzeugeninterviews. Er untersucht in seiner chronologisch, systematischen Arbeit die Jugendbewegung und deren Konsumverhalten im Kontext gesellschaftspolitischer Themen wie NS-Vergangenheit, Antikommunismus, DDR, Aufbruchstimmung und politischer Radikalisierung. Das Buch enthält neben einigen wenigen Fotos einen umfassenden Quellen- und Literaturapparat. Es ist nicht nur eine kenntnisreiche geschichtswissenschaftliche Arbeit und ein detailreiches Lesebuch, sondern es liefert auch einen erhellenden Beitrag zu einem umfassenderen Verständnis für eine Phase bundesdeutscher Geschichte, die immer wieder zu kontroversen Diskussionen anregt, die auf Erinnerungen oder monokausalen Erzählungen beruhen.