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Ulrich Tilgner

Zwischen Krieg und Terror. Der Zusammenprall von Islam und westlicher Politik im Mittleren Osten

München: C. Bertelsmann 2006; 300 S.; 18,- €; ISBN 978-3-570-00932-1
Obwohl Analysen aktueller Krisen oft nur eine knapp bemessene Halbwertszeit besitzen, bietet Tilgner eine fundierte Einschätzung der Dauerkrise im Mittleren Osten. Beschrieben werden historische und politische Zusammenhänge, wobei Iran und Irak im Mittelpunkt stehen: Iran hat sich demnach 2006 mit seinem Streben nach nuklearer Unabhängigkeit (die in den Bau einer Atomwaffe münden kann) keineswegs einem überraschenden Politikwandel unterzogen, auch wenn die aggressiven antisemitischen Tiraden des Präsidenten Ahmadinejad durchaus eine qualitative Verschärfung bekannter Rhetorik im Nahen und Mittleren Osten darstellen. Dass sich die US-amerikanische Regierung einen Angriff auf den Iran durchaus vorstellen kann, ist ebenfalls nicht neu, ebenso wenig, dass sich Iran dem westlichen Sanktionsgriff dadurch zu entziehen versucht, indem es in China vor allem einen strategischen Partner sucht und wohl auch gefunden hat. Der Krieg im Irak aber hat die US-amerikanische Stabilisierungspolitik in ein Desaster und damit in ihr Gegenteil verkehrt – was sich im täglichen „Body Count“ zynisch niederschlägt. Tilgner steht mit seinen Urteilen nicht allein: der „Demokratieexport“ gilt als gescheitert, der Krieg gegen den Terror hat neue Feindbilder entstehen lassen, das Völkerrecht ist ausgehebelt. Das Plädoyer, „sich mit dem Anderen eingehender zu befassen“ (276), liest sich zwar banal, gehört aber zu den grundlegenden Forderungen, nicht nur für die Kriegführung in der Krisenregion.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Ulrich Tilgner: Zwischen Krieg und Terror. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26725-zwischen-krieg-und-terror_31171, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31171 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken