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Claudia Roth

Das Politische ist privat. Erinnerungen für die Zukunft

Berlin: Aufbau-Verlag 2006; 275 S.; geb., 19,90 €; ISBN 978-3-351-02635-6
Dass sich Politik keineswegs im luftleeren Raum, sondern immer mit persönlichen Überzeugungen verbindet, zeigt Claudia Roth in ihren Erinnerungen, denen sie eine Umkehr des ursprünglich feministischen Slogans „Das Private ist politisch“ voranstellt. Sie beschreibt, wie letztlich alle politischen Einstellungen und Ideen in ihrem Leben private Erlebnisse und Eindrücke zur Grundlage hatten. So berichtet sie von Auseinandersetzungen mit ihren Eltern im Zusammenhang mit deren NS-Vergangenheit (was als Grundlage für ihr späteres Engagement in der Rechtsextremismus-Kommission der Grünen diente), beschreibt die Lebensbedingungen ihrer Großeltern und deren Bereitschaft, Vertriebene aufzunehmen (Roths Einsatz für eine gerechte Asylpolitik heute), schildert ihren Weg vom Studium der Theaterwissenschaften in den 60er-Jahren in München (prägte Roths Leidenschaft für den Kampf um Pressefreiheit) über ihre Zeit als Dramaturgieassistentin (Beginn des Anti-Atomkraft-Denkens) und späteren Managerin der Band „Ton Steine Scherben“ (linkssubversive Kritik am Staat) bis hin zum Einstieg in die grüne Politik als Pressesprecherin und Europaparlamentarierin. Besonders intensiv führt sie ihre Zeit als Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechte und humanitäre Hilfe aus, die sie unter anderem nach Pakistan, Afghanistan und in den Irak führte. Bedauerlicherweise werden die wenigen persönlichen Schilderungen ihres Werdegangs, die bisweilen sogar recht humorvoll gehalten sind, von parteipolitischen Betrachtungen und Wahlkampf ähnlichen Phrasen überlagert. Wo anfänglich noch nach einem biografischen Anlass für die Herkunft der aktuellen politischen Meinung gesucht wird, bleibt am Ende wenig übrig von den als „bunt“ beworbenen Erinnerungen. Roth neigt vielfach zur Einseitigkeit und Vereinfachung, wo sich die politische Wirklichkeit deutlich komplexer ausnimmt und der Verweis auf Toleranz und Multikulti alleine nicht ausreicht.
Eva Voß (EV)
Dr., Politikwissenschaftlerin, Senior Referentin für Diversity Management bei der Bertelsmann AG.
Rubrizierung: 2.3 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Eva Voß, Rezension zu: Claudia Roth: Das Politische ist privat. Berlin: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26707-das-politische-ist-privat_31149, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 31149 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken