Der Milošević-Prozess. Bericht eines Beobachters. Vorwort von Jos de Putter. Nachwort von Cathrin Schütz
Der Autor war Beobachter im sogenannten Jahrhundert-Prozess gegen den früheren Präsidenten des ehemaligen Jugoslawiens, Slobodan Milošević, dem in insgesamt 66 Anklagepunkten Verbrechen gegen die Menschlichkeit und – im Falle des Bosnien-Krieges – Völkermord vorgeworfen wurde. Im Verlauf der Verhandlungen wurden über 400 Zeugen vernommen, 200 Videos und eine Fülle von Dokumenten gesichtet, wobei insbesondere der Tatbestand des Völkermordes nicht bewiesen werden konnte und zunehmend Zweifel an der Beweisführung der Anklage laut wurden. Der Prozess fand durch Miloševićs Tod im März 2006 ein unerwartetes Ende. Civikov kritisiert die einseitige, propagandistische Berichterstattung über den Prozess, die Milosevic von vornherein nicht als Angeklagten, sondern als Täter erscheinen ließ. Zwar sei ihm Milošević nicht sonderlich sympathisch gewesen, schreibt der Autor, räumt aber ein: Der Umstand, dass „Milošević für den blutigen Zerfall Jugoslawiens die volle Schuld zugesprochen bekam, während seine nationalistischen Rivalen in der westlichen politischen Öffentlichkeit als liberale Demokraten begrüßt und unterstützt wurden, machte mir den Belgrader Machthaber sympathischer“ (11). Aus diesem Blickwinkel schildert Civikov den Verlauf und den Charakter des Verfahrens als einen „als Strafverfahren getarnten politischen Prozess“ (13). Sein Buch basiert u. a. auf Berichten, die während des Verfahrens in verschiedenen Wochenblättern und dem Monatsmagazin „Konkret“ veröffentlicht wurden.