Weltmacht Indien. Die neue Herausforderung des Westens
Indien – neben China der zweite Staat der Erde mit einer Milliardenbevölkerung – ist auf dem Weg zur Weltmacht. Allerdings weist der indische HDI-Wert (Human Development Index) mit 0,602 einen im globalen Vergleich niedrigen Wert auf. Entsprechend groß sind die wirtschafts- und sozialräumlichen Disparitäten: Städtischen Aktionskernen wie dem IT-Zentrum Bangalore stehen ausgedehnte ländliche Passivräume gegenüber. Wie sehr Indien jedoch von einem wirtschaftlichen Take Off erfasst ist, zeigen die jährlichen Wachstumsraten des Bruttosozialproduktes von rund 6 % im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Ihlau, Sozialwissenschaftler und „Spiegel“-Autor, gibt aufschlussreiche Einblicke in die Dynamik dieser Entwicklung, aber auch in strukturelle Hemmfaktoren wie vor allem das Kastenwesen, die ethnische Vielfalt und die konfliktgeladene indisch-pakistanische Nachbarschaft. Dabei spannt er einen erfreulich weiten thematischen Bogen. Sein Ziel ist es, Indien als „neue Herausforderung des Westens“ begreifbar zu machen, gipfelnd im Schlussgedanken: „Allein wenn es der Europäischen Union gelingt, zu einer wirklichen Einheit um einen harten, handlungsfähigen Kern zusammenzuwachsen, und das dürfte kaum ohne Beiseiteschieben der Störer und Skeptiker gehen, wird [Europa] die Schlachten – hoffentlich überwiegend wirtschaftliche – in der Welt von morgen bestehen. Oder [Europa] wird in der Sturmflut der neuen Weltmächte China und Indien untergehen.“ (209)