Der Preis der deutschen Einheit. Die Wiedervereinigung und die Krise des Sozialstaats
Ritter nimmt eine historische Analyse des deutschen Einigungsprozesses aus sozialpolitischer Perspektive vor und dokumentiert diesen mit einer Fülle von Äußerungen der beteiligten Akteure und einer Vielzahl von Quellen. Seine Arbeit steht unter der Prämisse, dass der notwendige Prozess der Erneuerung des Sozialstaates durch die Konzentration auf die Probleme der deutschen Einheit ausgesetzt und überlagert und dadurch dessen Krise, hervorgerufen durch die Globalisierung, die Transformation der Arbeitswelt und die Änderung der Alters- und Sozialstruktur der deutschen Gesellschaft, nachhaltig verschärft wurde. Die Übertragung des westdeutschen Sozialsystems auf die neuen Bundesländer habe zu einem rapiden Anstieg der Staatsschulden und Sozialleistungskosten geführt, was wiederum zu einer Verschlechterung der Wettbewerbsstellung der deutschen Politik und Wirtschaft beigetragen habe. Vor dem Hintergrund der innenpolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen, die Ritter im ersten Abschnitt der Arbeit analysiert, beschreibt er im zweiten Schritt die „Entstehung der Sozialunion“ (160) nach der Wende sowie die zentralen Akteure in diesem Prozess. Der dritte Teil ist dem Wandel des deutschen Sozialstaates unter den Bedingungen der Einheit bis 1994 vorbehalten. Darin stellt Ritter den Aufbau der Institutionen und Träger des deutschen Sozialsystems in den neuen Ländern dar und geht auf die Sozialpolitik und die sozialpolitischen Akteure jener Zeit ein. In diesem Kontext werden die Debatten über den Wirtschaftsstandort und die finanziellen und sozialpolitischen Probleme jener Zeit diskutiert.