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James Kynge

China. Der Aufstieg einer hungrigen Nation. Aus dem Englischen von Claudia Preuschoft

Hamburg: Murmann 2006; 295 S.; 19,50 €; ISBN 978-3-938017-60-9
Chongqing ist, „wenigstens symbolisch, Zentrum eines Trends, der der Welt ein neues Gesicht gibt“, schreibt der britische Journalist Kynge. Die Umwälzungen in dieser Stadt ließen sich am ehestens mit denen Chicagos im 19. Jahrhundert vergleichen – kaum ein Stein bleibe auf dem anderen, „hier bricht eine Energie auf, die alles Vorhergehende in den Schatten stellt“ (35). Chongqing ist eines der Beispiele, anhand derer Kynge den gegenwärtigen Umbruch beschreibt. Zwar stehen die wirtschaftlichen Entwicklungen in seiner Analyse im Vordergrund, werden aber im Kontext von Umweltschutz, Energieversorgung und Korruption dargestellt. Kynge konterkariert zudem die Ereignisse in China mit denen im Westen und nennt konkrete Beispiele für die Auswirkungen des chinesischen Wirtschaftsbooms auf Deutschland, Frankreich und den USA – bis hin zu der Erkenntnis, dass die multinationalen Konzerne in den USA, die von den Produktionsverlagerungen nach Asien profitieren, die politische Haltung der US-Regierung in ihrem Sinne beeinflussten. Aus dieser Politik resultieren im Westen eine höhere Arbeitslosigkeit, soziale Probleme und in der Folge auch die Verödung des kulturellen Lebens, für die Kynge Beispiele nennt. Ein entsprechender „Gewinn“ steht dem in China allerdings nur bedingt gegenüber; Kynge erzählt von vielen Menschen, deren Rechte nach wie vor beschnitten werden. China versuche, eine zunehmend komplexe kapitalistische Wirtschaft „mit einem politischen System zu betreiben, das auf Gehorsam gegenüber den knappen Kommandos einer einzigen Autorität angelegt ist“ (207), kritisiert er. Der mächtigste Hinderungsgrund für eine politische Reform sei die Korruption, „Syndikate mit besonderen Interesse“ (228) hätten ganze lokale Verwaltungen an sich gerissen. Die Korruption gefährde „die Existenz der Partei und des Staates“ (227), zitiert Kynge sogar den früheren Parteivorsitzenden Jiang Zemin. Trotz aller Fehlentwicklungen und Defizite, die Kynge aufschlussreich schildert, betreibt er keine Schwarzmalerei: Weltweit gesehen biete der Aufstieg Chinas enorme wirtschaftliche Vorteile.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 4.43 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: James Kynge: China. Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26461-china_30842, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30842 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken