Soziale Sicherung in Marktgesellschaften
Das Modell der „sozialen“ Marktwirtschaft stößt seit längerem auf prinzipielle Einwände, weil mit dem Adjektiv „sozial“ eine Korrekturbedürftigkeit von Marktprozessen zum Ausdruck gebracht wird, die in den Augen vieler Ökonomen nicht gerechtfertigt erscheint. Für eine auf liberalen Prinzipien beruhende Wohlfahrtsstaatskritik gelten alle – letzlich – politischen Eingriffe in den Markt als systematische Fehler. Zum einen, weil sie individuelle Freiheits- und Eigentumsrechte verletzen, zum anderen weil derartige Interventionen dem Preismechanismus an allokativer Effizienz unterlegen sind. Gegenüber diesen liberalen Modellierungen hebt die institutionenökonomische Perspektive die grundsätzliche Bedeutung des sozialstaatlichen Arrangements als Teil des marktwirtschaftlichen Ordnungsgefüges hervor. Sozialstaatliche Institutionen können hinsichtlich der hohen Spezialisierung und Ausdifferenzierung moderner Marktwirtschaften erhebliche Entlastungsfunktionen entfalten. Ob und mit welchem Erfolg sie das tun, ist eine empirische, über Wirkungsanalysen zu klärende Frage. Vor diesem Hintergrund setzen sich die Autoren teils mit normativen Gesichtspunkten ökonomischer Theoriebildung auseinander, teils diskutieren sie an einschlägigen Politikfeldern die Ausgestaltung sozialer Sicherungssysteme in Marktgesellschaften. Die Beiträge des fünften Jahrbuchs beruhen auf einer 2005 an der Evangelischen Akademie Tutzing durchgeführten Tagung.