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Harald Barrios

Brave New Deal? Die systemische Wettbewerbsfähigkeit der USA

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2006 (Schriften zur internationalen Politik 15); 318 S.; 88,- €; ISBN 978-3-8300-2187-2
Habilitationsschrift Tübingen. – Die Clinton-Regierung habe zu Beginn ihrer ersten Amtszeit vor dem Hintergrund einer Krisenanalyse, die einen alarmierenden Verfall der US-amerikanischen Wettbewerbsfähigkeit konstatierte, eine Programmatik präsentiert, die auf die gestalterischen Möglichkeiten von Politik zur raschen Bewältigung dieser Situation gesetzt habe, schreibt Barrios. Schon Mitte der neunziger Jahre schienen die USA auf dem besten Wege, ihre einstige wirtschaftliche Überlegenheit wiederzuerlangen – und dies in einer Phase des beschleunigten Wandels der Weltwirtschaft. „Waren es tatsächlich die angekündigten und angewandten Mittel, die zum relativ raschen Erreichen dieser anvisierten Ziele geführt haben?“ (19) Der Autor geht seiner Frage anhand des Konzepts der systemischen Wettbewerbsfähigkeit nach. Diese sei zu betrachten als Ergebnis eines hochkomplexen, auf mehreren Ebenen ablaufenden, (nur) begrenzt steuerbaren Prozesses. Damit seien die Folgen staatlicher Steuerungsversuche von den Ergebnissen anderer Wirkungszusammenhänge unterscheidbar, ohne dass ihr netzwerkartiges Zusammenspiel geleugnet würde. Untersucht werden auf diese Weise unter anderem das staatliche Engagement in der Innovationsförderung, Geld- und Fiskalpolitik und die New Economy. Außerdem berücksichtigt Barrios ausführlich die Handelspolitik. Im Ergebnis stellt er fest, dass es in den neunziger Jahren zwar zu keiner dem historischen New Deal vergleichbaren expliziten Übereinkunft zwischen relevanten Akteuren gekommen sei. Es habe aber eine implizite Konsensbildung gegeben, bezogen auf einige wenige Kernbereiche: die Anti-Inflationshaltung, die Konsolidierung des Bundeshaushaltes, die Förderung der New Economy und die Wachstumsorientierung. Inwieweit ein derartiges Einvernehmen längerfristig tragfähig sei, sei nur schwer zu beurteilen, „betrachtet man das Fehlen von steuerungsfähigen Akteuren, institutionellem framework und jeglichem Ansatz zu einer Formalisierung auf der politics-Ebene“ (290).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 4.22 | 4.43 | 2.262 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Harald Barrios: Brave New Deal? Hamburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26094-brave-new-deal_30354, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30354 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken