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Internationale Marx-Engels-Stiftung Amsterdam (Hrsg.)

Marx-Engels-Jahrbuch 2005

Berlin: Akademie Verlag 2006; 272 S.; geb., 39,80 €; ISBN 978-3-05-004008-0
Der US-amerikanische Philosophie-Professor und Marx-Spezialist Dick Howard befreit in seinem Beitrag – grob vereinfacht ausgedrückt – Marx vom Marxismus. Er unterzieht dazu Kants „Kritik der Urteilskraft“ einer Neubewertung, indem er die von Kant entwickelten methodologischen Instrumente als Mittel interpretiert, die eine Verwirklichung der systematischen Theorie der politischen Praxis von Marx erlaubten – ohne in den Sackgassen des Marxismus zu landen. Weder könne „die klassenlose Gesellschaft einfach beschlossen werden, noch sind die Kommunisten die einzigen, welche den Klassengegensatz verurteilen“ (19), schreibt Howard. Dagegen habe die „Kritik der Urteilskraft“ zum Ziel, die Rezeptivität des freien Subjekts gegenüber dem moralischen Gesetz und der Welt im Gegensatz zu den von diesem Gesetz verlangten Handlungen zu erklären. Aus dieser Perspektive werde Marx’ Theorie nicht zu einem geschlossenen System. In diesen nun offenen Bezugsrahmen sei die Zivilgesellschaft einzuordnen, die – anders als Marx angenommen habe – keinesfalls auf ihre kapitalistische „Anatomie“ (62) zu reduzieren sei, so das Fazit Howards. Auch die anderen in diesem Band versammelten Aufsätze zeichnen sich durch Neudeutungen aus: Der Kulturwissenschaftler Henning rekonstruiert das Marx’sche Argument der fallenden Profitrate aus wissenschaftstheoretischer Perspektive und Christian Schmidt definiert Freiheit im Gegensatz zur Entfremdung als eine Möglichkeit der Aneignung von Reproduktionsprozessen. Falko Schmieder schreibt über die Rezeption des Marx’schen Fetischbegriffs. Ein weiteres Thema ist die Bibliothek von Heinrich Marx im Jahre 1838. Andere Beiträge sind den Kapiteln „Aus der editorischen Arbeit“ sowie „Nachträge zur Marx-Engels-Gesamtausgabe“ zugeordnet, außerdem berichtet Beatrix Bouvier lobend über die Neueröffnung des Karl-Marx-Hauses in Trier 2005 (Jahrbuch 2004 siehe ZPol 1/06: 361; ZPol-Nr. 25605).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.1 | 5.33 | 5.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Internationale Marx-Engels-Stiftung Amsterdam (Hrsg.): Marx-Engels-Jahrbuch 2005 Berlin: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25843-marx-engels-jahrbuch-2005_30004, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30004 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken