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Stefanie Bailer / Peter Meißner / Tamaki Ohmura / Peter Selb

Seiteneinsteiger im Deutschen Bundestag

Wiesbaden: Springer VS 2013; 151 S.; brosch., 24,95 €; ISBN 978-3-658-01025-6
Das Autorenteam untersucht die Karrieren der Mitglieder des Deutschen Bundestags (MdB) der 17. Wahlperiode (2009 bis 2013) mit einem besonderen Blick auf Seiteneinsteiger und Parlamentarier mit anderen Karrierewegen als der klassischen „Ochsentour“ (16). Beschrieben werden unter anderem deren Herkunft, Motivation und parlamentarische Arbeit sowie vor allem die Herausforderungen, mit denen sich diese Seiteneinsteiger konfrontiert sehen: So fehlt ihnen oftmals die Unterstützung der Parteibasis und sie sind den Umgang mit Wählern, Medien und Interessenvertretern nicht gewohnt. Primär gehen die Autor_innen der Frage nach, welche Auswirkungen der jeweilige Karriereweg auf die politische Arbeit hat. Diese Variable werde bei der Analyse des Abstimmungsverhaltens im Parlament oftmals unterschätzt. Als Datengrundlage dienten unter anderem Lebensläufe, Umfragen unter Parlamentariern, Daten zum Abstimmungsverhalten und leitfadengestützte Experteninterviews. Mithilfe einer Sequenz‑ sowie einer Clusteranalyse werden die Karriereverläufe der Abgeordneten so untersucht, dass quantitative und qualitative Aussagen zum Werdegang und zum Abstimmungsverhalten getroffen werden können. Das Ergebnis ist eine detaillierte Beschreibung der Zusammensetzung des Parlaments und der Karriereverläufe der Mitglieder des Deutschen Bundestages. Auf dieser Grundlage unterteilt das Forscherteam den Bundestag in sechs Cluster, die so bislang noch nie spezifiziert worden sind: Seiteneinsteiger, Local Heroes, Parteikarrieristen, Junge Karrieristen, Ostdeutsche und Normalos. Diese Einteilung nach Karrieretypen erleichtert die Abgrenzung der Seiteneinsteiger vom Rest der Parlamentarier und offenbart neue Einblicke in den Bundestag. Es zeigt sich, dass lediglich eine Minderheit von knapp zehn Prozent (58 MdB) als Seiteneinsteiger betrachtet werden kann. Diese zeichnen sich durch einen späten Parteieintritt, ein geringes Vorengagement auf lokaler Ebene und einen schnellen Aufstieg in den Bundestag aus. Erstaunlicherweise spielt die fehlende politische Sozialisation im parlamentarischen Alltag kaum eine Rolle, da diese durch ein Mehr an Berufserfahrung ausgeglichen werden kann. Allerdings erreichen Seiteneinsteiger seltener hohe Ämter in Partei und Fraktion. Die Lektüre der Studie erweist sich vor allem für Politikwissenschaftler_innen, die sich mit Innenpolitik und Parlamentszusammensetzungen befassen, als gewinnbringend und informativ.
Marko Jakob (MJ)
Dr., MBA.
Rubrizierung: 2.321 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Marko Jakob, Rezension zu: Stefanie Bailer / Peter Meißner / Tamaki Ohmura / Peter Selb: Seiteneinsteiger im Deutschen Bundestag Wiesbaden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/258-seiteneinsteiger-im-deutschen-bundestag_43934, veröffentlicht am 30.05.2013. Buch-Nr.: 43934 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken