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Martin Mumme

Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik. Von der Macht der Ideen in der Politik

Würzburg: Königshausen & Neumann 2006; 209 S.; hardc., 19,80 €; ISBN 3-8260-3297-7
Mumme plädiert im Schlusskapitel dieses Buches für eine Neuausrichtung der Strategie der Goethe-Institute im Ausland. Auf dem Weg zu dieser Forderung erörtert der Germanist und Philosoph, wie Ideen und Kultur außenpolitisch einflussreich sein können und große Wirkung mit geringem Mittelaufwand erzielen können. Gerade vor dem Hintergrund sich verschärfender globaler Ressourcen- und Ideologiekonflikte sei Außenkulturpolitik dringend aufzuwerten, um Wandel auf friedlichem Weg herbeizuführen. Als Beispiele für die außenpolitische Wirksamkeit von Ideen werden etwa die kambodschanischen Roten Khmer angeführt, die wie etliche andere Revolutionäre in der Dritten Welt ihre Ideologie im Auslandsstudium durch linksradikale westliche Hochschullehrer vermittelt bekamen. Die Leser lernen auch interessante Details über die britische Propaganda gegen Deutschland im ersten Weltkrieg, die Rolle der Intellektuellen durch die Geschichte, und die traditionelle Trennung von kultureller und politischer Sphäre im macht- und realpolitisch geprägten Deutschland. Unter Rekurs auf zahlreiche weitere Beispiele aus Politik- und Ideengeschichte, nicht zuletzt auf die seiner Meinung nach vorbildhafte außenkulturpolitische Strategie der katholischen Kirche, stellt Mumme sein Konzept einer langfristig planenden, auf Dialog, Aufklärung und Offenheit setzenden „Auswärtigen Bewußtseinspolitik“ vor. Ihr Ziel müsse in der „Verführung zu einer freiheitlichen Gesellschaft“ (149) bestehen, in der glaubwürdigen Vermittlung demokratischer Werte. Die Goethe-Institute kämen diesem strategischen Auftrag nicht nach, da sie eher als Veranstaltungs- und Service-Agenturen fungierten. Detailreich schildert der Verfasser die Praktiken und Binnenorganisation von Goethe-Instituten, und kommt zu dem Ergebnis, dass kreative Intellektuelle sich besser für die Leitung von Goethe-Instituten eignen als verbeamtete „Kulturattachés“, die alle paar Jahre versetzt werden.
Tine Hanrieder (CTH)
M. A., wiss. Assistentin, Geschwister-Scholl-Institut, LMU München.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 2.23 | 2.25 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Tine Hanrieder, Rezension zu: Martin Mumme: Strategien Auswärtiger Bewußtseinspolitik. Würzburg: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25607-strategien-auswaertiger-bewusstseinspolitik_29703, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29703 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken