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Christina von Hodenberg

Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945-1973

Göttingen: Wallstein Verlag 2006 (Moderne Zeit XII); 512 S.; geb., 46,- €; ISBN 978-3-8353-0029-3
Habilitationsschrift Freiburg. – Die innere Demokratisierung der Bundesrepublik lasse sich am Beispiel der massenmedialen Öffentlichkeit wie an kaum einem anderen Untersuchungsobjekt ausleuchten, schreibt von Hodenberg, Senior Lecturer am Queen Mary College der University of London. So könnten der Wertewandel, seine Phasen und Träger, Aufbrüche und Widersprüche nachvollzogen werden. Als erste wichtige Phase nach den „Lizenzjahren“ unter alliierter Aufsicht von 1945 bis 1949 benennt die Autorin die „kurzen Fünfziger“ (443). In dieser Zeit seien die Massenmedien als Instrumente zur Erlangung gesellschaftlicher Harmonie verstanden worden, mit Regierungskritik seien die Journalisten im Zeichen nationaler und antikommunistischer Geschlossenheit zurückhaltend gewesen. Die Autorin erklärt dieses Festhalten an staatlicher Autorität und dem Streben nach gesellschaftlichem Konsens damit, dass so das Bewusstsein der Instabilität habe überspielt werden können. „Erst als außenpolitische Stabilität, sozialer Ausgleich und langfristige Regierungskontinuität den Eindruck gefestigter Strukturen machten“ (460), habe die Auseinandersetzung mit den noch unbekannten Anforderungen einer demokratischeren politischen Kultur eingesetzt. Die Zeit von 1958 bis 1964 sei als Orientierungsphase zu charakterisieren, in der – sichtbar an medienpolitischen Affären – die Medien eine öffentliche Werteüberprüfung einzufordern begannen. In der anschließenden Durchsetzungsphase habe sich die Medienlandschaft polarisiert und eine kritische Öffentlichkeit etabliert. Die Ablösung von Konsens durch Konflikt als gesellschaftspolitische Basis der Bundesrepublik habe allerdings gegen starke konservative Widerstände erkämpft werden müssen. Die Autorin beschreibt diese Entwicklung als einen Teil des „Wegs nach Westen“ – in Deutschland sei es traditionell die Aufgabe des Staates gewesen, gesellschaftlichen Frieden durchzusetzen. In den ideal gedachten westlichen Demokratien allerdings sei kein Staatszweck vorgegeben, „sondern allein ein geregeltes Verfahren, das Pluralismus und Wertekonkurrenz sicherstellen soll“ (460).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.333 | 2.35 | 2.313 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christina von Hodenberg: Konsens und Krise. Göttingen: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25518-konsens-und-krise_29594, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 29594 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken