Sozialstaat und demographischer Wandel. Herausforderungen für Arbeitsmarkt und Sozialversicherung
Kaum ein gesellschaftliches Problemfeld wird so kontrovers und zugleich so simplifizierend diskutiert wie die demografische Entwicklung. Die „Dramatisierer“ in dieser Debatte prognostizieren einen vollständigen finanziellen Kollaps der sozialen Sicherungssysteme, die „Verharmloser“ bestreiten die Singularität der Überalterung und sehen in den einschlägigen Warnungen nur Vorwände, den Sozialstaat zu demontieren. Demgegenüber votieren Vertreter der Gewerkschaften, die als Organisationen Beitragszahler wie Leistungsempfänger der betroffenen Sozialsysteme repräsentieren, dafür, den demografischen Wandel mit differenzierten Ansätzen zu gestalten – jenseits pauschaler und systemübergreifender Konzepte. Differenzierung heißt in diesem Zusammenhang, die spezifischen Auswirkungen der demografischen Veränderungen auf die unterschiedlichen Politikfelder wie Arbeitsmarkt-, Geld-, Haushalts- und Familienpolitik realistisch einzuschätzen und sie nicht vorab zur zentralen Ursache der finanziellen Schwierigkeiten der sozialen Sicherungssysteme zu erklären. In dieser Perspektive setzen sich die Autoren mit dem Thema auseinander; neben Sozialwissenschaftlern sind darunter Vertretern einschlägiger Institutionen (AOK; Verband Deutscher Rentenversicherer; Bundesamt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; Bundesversicherungsanstalt für Angestellte; IG Metall; Ver.di) vertreten. Die Beiträge gehen auf einen von der IG Metall im Dezember 2004 veranstalteten Workshop zurück.