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Rolf Steininger

Der vergessene Krieg. Korea 1950-1953

München: Olzog 2006; 247 S.; brosch., 24,90 €; ISBN 978-3-7892-8175-4
Stand im Korea-Krieg „die Zukunft der gesamten freien Welt auf dem Spiel“ (189), wie der damalige US-Außenminister Acheson meinte? Steininger, Leiter des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, zeichnet in dieser ersten deutschsprachigen Gesamtdarstellung dieses Krieges nach, wie Korea 1945 nach dem Ende der japanischen Besatzung willkürlich in einen US-amerikanischen und einen sowjetischen Einflussbereich geteilt wurde, wie sich schnell im Süden ein autoritärer Polizeistaat und im Norden eine kommunistische Diktatur etablierte, wie es nach Abzug der fremden Truppen zu diesem Krieg kam, „wie er geführt wurde und welche Konsequenzen er hatte“ (11). Berücksichtigt werden auch die Positionen der US-Regierung, Stalins und Maos sowie vor allem die gegenseitigen Fehlwahrnehmungen, die den Weg in den Krieg ebneten und seinen Verlauf beeinflussten. Steininger hat außerdem in die Darstellung ein Kapitel über die Entscheidung für die deutsche Wiederbewaffnung eingeschoben, die argumentativ eng an den Korea-Krieg gebunden war. Die Verknüpfung des Krieges und seiner Folgen mit dem Geschehen in anderen Staaten sowie hinsichtlich des internationalen Machtgefüges nimmt der Autor auch im Abschlusskapitel vor. Er listet nach den unmittelbaren Folgen für die Menschen (mehrere Millionen Tote) und denen für Korea (verschleppte Menschen, ein Drittel der Wohnungen und zwei Fünftel der Industrieanlagen waren zerstört) u. a. auch die Folgen für die amerikanisch-chinesischen Beziehungen auf, die zur Freude Stalins vergiftet wurden. Außerdem musste Mao seine Pläne zur Eroberung Formosas „definitiv zu den Akten legen“ (191). Für die Japaner aber „war der Krieg ‚ein Geschenk der Götter’“ (191), das Land wurde schnell zum mächtigsten US-Verbündeten in Asien. Insgesamt ist diese dreißig Punkte umfassende Liste sowie die gesamte Darstellung zuvor informativ zu lesen. Die Verteidigung der freien Welt aber stellt man sich sicher anders vor.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.1 | 4.41 | 2.68 | 4.2 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Rolf Steininger: Der vergessene Krieg. München: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25191-der-vergessene-krieg_29171, veröffentlicht am 07.04.2008. Buch-Nr.: 29171 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken