In ihrem als Streitschrift konzipierten Buch setzt sich die langjährige Professorin für Ökonomie in der DDR, Ministerin unter Hans Modrow und ehemalige Bundestagsabgeordnete der PDS mit den wirtschaftlichen Folgeproblemen der deutschen Einheit und der sozialen Lage in Deutschland auseinander. Dabei wird stets auch die globale Analyse der ökonomischen Verhältnisse und Lebenslagen einbezogen. Das erste Kapitel ist der Frage gewidmet, „wie der Kapitalismus mit seinem Sieg umgeht“ (17). Konstatiert werden eine globale „Verdrängung der Volks- durch die Geldherrschaft“ (124), die Ausdifferenzierung verschiedener, teilweise neuartiger „Kapitalismen“ sowie die „zunehmende Delegitimierung des politischen Systems“ (124). Luft spricht in diesem Zusammenhang von „hoher sozialer Brutalität“ (123), die allgemein um sich greife. Im zweiten Kapitel thematisiert sie die Prozesse und Konsequenzen der vermeintlichen „Abwicklung“ (126) des Sozialstaats in Deutschland. Auch Luft sieht die wachsende Arbeitslosigkeit als Kernproblem der wirtschaftlichen Ordnung an, wehrt sich jedoch vehement gegen die „These von der Alternativlosigkeit zur fortschreitenden Verstümmelung des Sozialstaats“ (186). Eben jene Alternativen werden im dritten Kapitel benannt. Die bekannten Stichworte lauten: Mindestlohn, Grundeinkommen ohne Arbeitszwang, Arbeitszeitverkürzung und Aufwertung der Nichterwerbsarbeit. Lufts durchweg marxistisch fundierte Analyse wird Liberale nicht überzeugen können, ist aber zumeist anregend, wenn auch polemisch, geschrieben. Bedenklich sind die zahlreichen Passagen, in denen sich die Autorin als prinzipielle Gegnerin freien Wirtschaftens entlarvt. Ihr Plädoyer für eine inhärente Reform des Kapitalismus ist lediglich pragmatischen Gründen geschuldet.