Der ausgeprägte Kenner der Philosophie der DDR widmet sich in dieser Studie dem Verhalten der DDR-Intelligenz in den Jahren nach Stalins Tod, wobei 1956 als Krisenjahr des Kommunismus im Mittelpunkt steht. Die neutrale Verwendung des Intelligenzbegriffs wählt der Autor bewusst, denn während dieser Terminus nach offiziösem Sprachgebrauch eine bestimmte – nicht unbedeutende – soziale Schicht meint, impliziert der Intellektuellenbegriff auch ein kritisches Verhalten (Bourdieu, Lepsius), das Herzberg dieser Gruppe nicht per se zubilligt. Er rekonstruiert zunächst die politischen Entwicklungen vom Aufstand von 1953 bis zu den politischen Strafprozessen 1957 gegen Janka und Harich. Die folgenden drei Teile sind dem Versuch der öffentlichen Auseinandersetzung mit der Intelligenz und ihrem Scheitern gewidmet. Wie der Titel des Buches nahelegt, kann die Haltung der Intelligenz weder mit dem Begriff „Opposition“ noch mit dem des „Opportunismus“ gekennzeichnet werden. Dies liegt nicht nur daran, dass Herzberg eine Geschichtsschreibung der DDR, die nur über Repression spricht, zurückweist, sondern letztlich auch daran, dass eine dualistische Konzeption zu grobschlächtig bleibt. Die intern geäußerte politische Kritik erreichte nicht die Öffentlichkeit, weil sich die Intelligenz der DDR, anders als die in Polen und Ungarn, eben nicht als Intellektuelle begriff, die offen in Opposition zur Regierungspolitik trat. Was sie forderten, überschritt nur in den wenigsten Fällen die eigene Lebenswelt, weshalb es sowohl 1953 als auch später zu keiner Solidarisierung zwischen der Bevölkerung und der Intelligenz kam.