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Jung Chang / Jon Halliday

Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes. Aus dem Englischen von Ursel Schäfer, Heike Schlatterer, Werner Roller

München: Karl Blessing Verlag 2005; 975 S.; geb., 34,- €; ISBN 3-89667-200-2
Mao „war verantwortlich für über 70 Millionen Tote in Friedenszeiten“ (17). In dieser Aussage konzentriert sich die Leistung der Autoren Chang und Halliday. Sie verknüpfen in ihrer akribisch recherchierten und geradezu minuziösen Biografie die Grausamkeiten, die jahrzehntelang an der chinesischen Bevölkerung begangen wurden, mit der Person Maos. Vom gelobten „großen Steuermann“, vom idealisierten Revolutionär und Poeten bleibt am Ende ein nach der Macht süchtiger Diktator, dessen Gefühlskälte sich nur erwärmte, wenn er aus Folterungen und Hinrichtungen einen Lustgewinn ziehen konnte. Die kommunistischen Ideen interessierten ihn nicht, seine Diktatur hatte ein ganz und gar totalitäres Ziel: Während er selbst leidenschaftlich gerne las, sollten die Chinesen zu einem Heer ungebildeter Arbeitssklaven werden, die Mao im Falle eines Krieges zwecks Erlangung der Weltherrschaft bedenkenlos geopfert hätte. Dies mag so zusammengefasst überspitzt klingen, wird aber von Chang und Halliday detailliert belegt. In zwölf Jahren Recherche haben sie weltweit Quellen studiert und mit einer großen Anzahl von Zeitzeugen auch in China gesprochen. Der „Lange Marsch“ entpuppt sich so als Propagandalüge, tatsächlich floh Mao teils vor den nationalistischen Truppen, teils taktierte er um seine Macht. Seine Soldaten und auch seine Ehefrau erlebten dabei einen Vorgeschmack auf das, was China die nächsten Jahrzehnte erleiden sollte – der Einzelne zählte nichts, Mao ließ sogar sein eigenes neugeborenes Kind zurück. Ausführlich beschrieben wird auch, dass Stalin mittels Agenten und Geld die kommunistische Bewegung in China geradezu initiierte und Mao zum Führer aufbaute. Die Sowjetunion blieb lange ein wichtiger Helfer, was Millionen von Chinesen das Leben kostete: Sie verhungerten, weil Mao russische Rüstungsgüter mit Getreide bezahlte. Die Biografie öffnet den Blick auf weitere Fragen, so nach dem zeithistorischen und geistesgeschichtlichen Kontext, den Motiven der übrigen Führungsmitglieder und den Konsequenzen daraus, dass die KP in China heute noch ihre Herrschaft mit Mao legitimiert.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.1 | 2.68 | 2.25 | 4.22 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Jung Chang / Jon Halliday: Mao. München: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/24711-mao_28554, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 28554 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken