Die koreanische Kultur sei durch zwei widersprüchliche Traditionen geprägt: einerseits durch den eher egalitär orientierten Schamanismus und andererseits den eher hierarchisch orientierten Konfuzianismus. Zunächst stellt die Autorin beide Weltbilder getrennt dar, wobei ihre Analyse einen Zeitraum von weit über 2000 Jahren umfasst. Sie zeigt, dass die Konfuzianisierung des Landes als radikaler Paradigmenwechsel zu bewerten sei, der zu weit reichenden kulturellen Umdeutungen geführt habe. Durch den Konfuzianismus hätten sich beispielsweise die Auffassungen über die Bedeutung und Struktur der Familie, die Sozialisation sowie zentrale gesellschaftliche Normen, wie etwa den Umgang mit Gefühlen, erheblich verändert. Im Mittelpunkt ihrer Analysen steht die Untersuchung des mit diesem Paradigmenwechsel verbundenen Wandels der Auffassungen über das Verhältnis der Geschlechter. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Konfuzianismus zu einer Schwächung der Position der Frau geführt habe. Dieses weist sie insbesondere anhand der Unterschiede der schamanischen und der konfuzianischen Interpretation des Yin-Yang-Prinzips nach, die sie in Zusammenhang mit westlichen Gender-Konzepten betrachtet. Im Abschlusskapitel interpretiert sie die faktischen sozialen und kulturellen Veränderungen Koreas sowie die tatsächlichen Veränderungen der Geschlechterbeziehungen im Lichte des von ihr konstatierten Wandels der Weltbilder und zeigt, dass die kulturellen Veränderungen einen erheblichen Einfluss auf die realen Strukturen hatten. Datengrundlage der Arbeit waren neben der üblichen wissenschaftlichen Literatur traditionelle Texte der koreanischen Geschichtsschreibung, Konfuzius zugeschriebene Schriften sowie literarische Quellen, die sie mithilfe der Methode der objektiven Hermeneutik interpretiert.