In den 70er-Jahren begann eine Generation von jungen Professoren – etliche von ihnen zählen zu den Aufsatzautoren – das Fach „Sozialwissenschaften“ zu gestalten. Sie verstanden es nicht nur als universitäre Disziplin, sondern als „Teil eines fortlaufenden Diskurses zwischen Universität und Gesellschaft“ (9). Welche Spuren diese Einstellung in der nächsten Generation hinterlassen hat und welcher Wandel sich in den Sozialwissenschaften seitdem vollzogen hat, wird in den Beiträgen aufgezeigt. Im Zentrum des ersten Teils stehen Themen aus dem Bereich der sozialwissenschaftlichen Theorie- und Kulturforschung. So beschäftigt sich Stefan Ahrens mit Hannah Arendts handlungs- und erfahrungsorientierter Begründungsstrategie demokratischer Ordnungen und Rose Baaba Folson fragt, ob die Anpassung von Einwanderern an die soziokulturellen Verhältnisse in Deutschland zwangläufig zur Entfremdung vom Herkunftsland führt. An bedeutende bereits verstorbene Sozialwissenschaftler wie Eugen Kogon oder Franz Neumann wird im Abschnitt über „Politik und Geschichte“ erinnert. Am Beispiel der Zeitschrift „Weltbühne“ wird die Wirkung jüdischer Intellektueller in der Weimarer Republik thematisiert. Der Frage der Ausgestaltung des demokratischen Rechtsstaates ist der dritte Teil gewidmet. Dieter Eißel und Ernst-Ulrich Huster kritisieren die Ideologie des Neoliberalismus und plädieren für einen starken Sozialstaat – er sei ein „Garant des Wachstums“ (228). Eberhard Schmidt plädiert angesichts der Globalisierung für eine Reformierung der Gewerkschaften. Dem politischen Handeln in globaler Perspektive widmen sich die Autoren im letzten umfassenden Teil. Es geht dabei um Europas Aufgaben im Rahmen des US-amerikanischen Kampfes gegen den Terror, die Zukunft humanitärer Interventionen sowie Bulgariens Weg der Nationswerdung.