Für die Menschen in Ostdeutschland sei das Kriegsende keine Befreiung gewesen, schreibt Knabe, wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Auf die Diktatur des Nationalsozialismus folgte die der Kommunisten, die Befreiung sei erst auf den Fall der Mauer 1989 zu datieren. „Die wichtigste Trennlinie des vergangenen Jahrhunderts verlief nicht zwischen Kommunismus und Nationalsozialismus, sondern zwischen Demokratie und Diktatur“ (352), was eigentlich eine profane Feststellung sei. Nur aus diesem Blickwinkel lasse sich erfassen, was seit 1945 im Machtbereich der Sowjetunion geschah. Knabe schildert die Schrecken der Eroberung, die Zerstörungswut und oftmals angeordnete Unmenschlichkeit der sowjetischen Soldaten, die Massenverhaftungen und Vertreibungen mit dem von Anfang an verfolgten Ziel, Teile Deutschlands ohne dort ansässige Deutsche zu annektieren. Gezeigt werden ferner die nahtlosen Übergänge in die SED-Diktatur, die die Besetzer als Freunde feierte und den Opfern die Anerkennung ihrer Leiden verweigerte. Knabe schildert die Geschehnisse nicht nur aus der übergeordneten Perspektive der Zahlen, Gerichtsurteile und anderer Dokumente, sondern auch immer am Beispiel von Einzelschicksalen. Am prominentesten ist der Fall des Schauspielers Heinrich George, der aufgrund einer Denunziation festgenommen wurde und im Lager zugrunde ging. Knabe ist eine beeindruckende Schilderung des langen Kriegsendes in Ostdeutschland gelungen. Ähnlich wie Anne Applebaum in „Der Gulag“ und Richard Overy in „Russlands Krieg 1941-1945“ beschreibt er die Unmenschlichkeit des Stalinismus und räumt den Opfern den Platz in der Geschichte ein, der ihnen gebührt.