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Hartmut Lehmann (Hrsg.)

Religiöser Pluralismus im vereinten Europa. Freikirchen und Sekten

Göttingen: Wallstein Verlag 2005 (Bausteine zu einer Europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung 6); 204 S.; brosch., 22,- €; ISBN 3-89244-882-5
Den Autoren des Sammelbandes geht es nicht um eine Bewertung von religiösen Sekten und Freidenkern, sondern um deren religionssoziologische Charakteristika. Der „religiöse[n] Topographie Europas an der Wende zum 21. Jahrhundert“ (9), die es nach Ansicht des Herausgebers noch zu erstellen gilt, nähern sich die Autoren vor allem aus historisch-soziologischer Sicht und begutachten die Entwicklungen in Deutschland, Frankreich, Griechenland, der Schweiz und den USA. Die Beiträge gehen auf eine Tagung im Rahmen des Projektes „Multireligiosität im vereinten Europa“ zurück, die im November 2003 in Heidelberg stattfand. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die rechtliche Analyse. So zeigt der Jenaer Rechtswissenschaftler Christian Walter, wie das traditionsgeprägte Staatskirchenrecht unter Veränderungsdruck gerät, wenn Sekten oder deren einzelne Mitglieder Grundrechte und Rechtsgleichheit mit den großen Landeskirchen einfordern. Insgesamt zeichnet sich das Bild eines pluralistischen Europas der Religionen ab, in dem es neben den Landeskirchen zahlreiche Sekten sowie religiöse Minderheiten gibt, die von Migranten gebildet werden. Diese keineswegs immer tolerante Szene sei politisch noch nicht ausreichend erkannt worden. Es sei zu diskutieren, „wie religiöse Toleranz in einem vereinten multikulturellen und multireligiösen Europa gesichert werden kann“ (11), so der Herausgeber. Aus dem Inhalt: Hartmut Lehmann: Freikirchen und Sekten in Europa am Beginn des 21. Jahrhunderts. Einführende Bemerkungen (7-12) Barbara Dölemeyer: Die Reaktion deutscher Landesherren und Kirchen auf das Auftreten von Sekten im 17. und 18. Jahrhundert (13-30) Christoph Ribbat: „Ganze Tage und halbe Nächte“. Das „Kasseler Zungenreden“ von 1907 und der Diskurs der religiösen Erneuerung (31-48) Jochen-Christoph Kaiser: Die Deutschen Christen im Spannungsfeld von kirchlichem Hegemonieanspruch und völkischem Neuheidentum auf dem Weg zur Sekte? (49-71) Thilo Marauhn: Der politische Umgang mit dem Sektenphänomen in der Schweiz und in Deutschland. Rechtsvergleichende Anmerkungen zum schmalen Grat zwischen Gefahrenabwehr und religiöser Diskriminierung (72-96) Altana Filos: Die rechtliche Situation der Freikirchen und Sekten in Griechenland (97-115) Volkhard Krech: Kleine Religionsgemeinschaften in Deutschland. Eine religionssoziologische Bestandsaufnahme (116-144) William R. Hutchison: Religious Pluralism in the United States (145-155) Eileen Barker: Yet more Varieties of Religious Experiences. Diversity and Pluralism in Contemporary Europe (156-172) Christian Walter: „Sekten” und Freidenker als Motor der Modernisierung in den Staat-Kirche-Beziehungen (173-199)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.61 | 2.64 | 2.5 | 2.311 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Hartmut Lehmann (Hrsg.): Religiöser Pluralismus im vereinten Europa. Göttingen: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23540-religioeser-pluralismus-im-vereinten-europa_27027, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 27027 Rezension drucken