Vernichten und Erinnern. Spuren nationalsozialistischer Gedächtnispolitik
Nach Abschluss der vollständigen Vernichtung der europäischen Juden hätten die Nationalsozialisten keineswegs die vollkommene Auslöschung des Gedächtnisses an die Juden geplant. Im Gegenteil: Es habe zahlreiche wissenschaftliche Experten auf dem Gebiet der „Judenforschung“ gegeben, schreibt der Autor. Auch die Vielzahl von fotografischen und filmischen Dokumentationen der Opfer in ihren sozialen Kontexten wie auch der an ihnen verübten Verbrechen sei ein Beleg für den Archivierungswillen. Das gemeinsame Ziel dieser Bemühungen sei eine „Arisierung des Gedächtnisses“ (317) gewesen, so eine Kernthese des fesselnden Buches. Die Musealisierung der Opfer und ihrer Hinterlassenschaften habe dazu gedient, das für die nationalsozialistische Ideologie notwendige Feindbild zu konservieren.