Die Analyse von Europäisierungsprozessen hat in der Integrationsforschung der vergangenen Jahre zu den Wachstumsbranchen gezählt. Wenig Aufmerksamkeit fand dabei jedoch die Politik innerer Sicherheit, die sich von den vergemeinschafteten Politikfeldern vor allem durch die „Souveränitätsgeladenheit“ unterscheidet. Insofern stößt der Band in eine offenkundige Lücke, denn wir wissen nur wenig darüber, ob und wie die europäische Zusammenarbeit in der Innen- und Justizpolitik die nationalen Politikprozesse und Sicherheitssysteme verändert hat. Diese Frage wird in zehn Länderstudien, die auch die Nicht-EU-Mitglieder Türkei, Norwegen und Russland umfassen, am Beispiel der Felder organisierte Kriminalität und Terrorismus analysiert. Der Blick richtet sich dabei nicht nur auf die Übertragung von Kompetenzen, sondern zusätzlich auf die Implementation von EU-Beschlüssen und die Annäherung von nationalen Sicherheitsverständnissen. Die Autoren kommen dabei zu einem differenzierten Ergebnis. Denn auf der einen Seite werden in nahezu allen untersuchten Staaten Terrorismus und organisierte Kriminalität als objektive Sicherheitsbedrohung wahrgenommen, auf der anderen Seite weichen die Sicherheitsverständnisse erheblich voneinander ab. Deswegen haben die Regierungen vor dem Hintergrund eigener Kulturen und Betroffenheitsgrade jeweils eigene Akzente bei ihrer Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage gesetzt. Die unverkennbare Dynamik der EU-Zusammenarbeit im Bereich innere Sicherheit führe daher nicht zur Vereinheitlichung. Im Vergleich sei der Grad der Europäisierung unterschiedlich stark ausgeprägt. Eine starke Europäisierung wird für Polen und Deutschland diagnostiziert.